Duisburg Haniel verkauft Celesio für zwei Milliarden

Duisburg · Befreiungsschlag: Nach 40 Jahren trennen sich die Duisburger von dem Pharma-Großhändler. Celesio hatte zuletzt mit dem Rauswurf seines Chefs und Dividenden-Schwäche für Ärger gesorgt. Nun kann Haniel weiter Schulden senken.

Haniel-Chef Stephan Gemkow macht ernst: Um das Familienunternehmen von den hohen Schulden zu befreien, verkauft er eine der wichtigsten Beteiligungen: Der Haniel-Konzern gibt seinen 50,01-Prozent-Anteil am Pharma-Großhändler Celesio in die Hände des amerikanischen Gesundheitsdienstleisters McKesson. Dafür streicht Haniel knapp zwei Milliarden Euro ein. Der Umsatz des Duisburger Familienkonzerns wird dadurch um vier Fünftel auf vier Milliarden Euro schrumpfen. Doch mit dem Verkauf gelingt es Gemkow auch, den Milliarden-Schuldenberg abzubauen, der das mehr als 250 Jahre alte Unternehmen zu erdrücken drohte. Darüber hinaus gewinne Haniel durch den Verkauf Spielräume bei der zukünftigen Gestaltung des Beteiligungsportfolios, teilte der Konzern mit.

Haniel war vor 40 Jahren beim Celesio-Vorgänger Gehe eingestiegen. Lange hatte der traditionsreiche Apotheken-Großhändler den Duisburgern Freude in Form von reicher Dividende beschert. Doch die Gesundheitsreformen setzten der Branche zu. Der Kauf von DocMorris war ein Flop: Die Apotheken schnitten die Celesio plötzlich, weil sie ihnen mit DocMorris Konkurrenz machte. Die Ausschüttungen sanken. Auch der 2011 geholte Celesio-Chef Markus Pinger erwies sich als Fehlgriff. Er soll mit scharfem Umgangston viele Führungskräfte rausgeekelt und eigenmächtig Verkaufsverhandlungen geführt haben. Im Juli 2013 war für ihn Schluss.

"Wir haben Celesio lange vertrauensvoll begleitet. Nun ist der Zeitpunkt, die Beteiligung abzugeben", erklärte Gemkow gestern. Das hatte im März noch anders geklungen. In einem "FAZ"-Interview hatte Gemkow gesagt, Haniel wolle Ankeraktionär bei Metro und Celesio bleiben. Den Sinneswandel erklärte der Haniel-Sprecher nun so: "Wir haben immer gesagt: Wenn uns jemand für eine Tochter einen guten Preis bietet und mehr für sie tun kann als wir, dann prüfen wir als portfolioverwaltendes Unternehmen dieses Angebot. Das gilt grundsätzlich für alle Beteiligungen."

Nun kann man spekulieren, was das für die Metro heißt. Haniel hatte 2007 unter dem glücklosen Eckhard Cordes seine Beteiligung an dem Handelskonzern von 18 auf 34 Prozent aufgestockt und sich dafür mit Milliarden verschuldet. Dummerweise stürzten Kurs und Gewinne der Metro in der Folgezeit ab. Gemkow hatte als erstes Haniels Metro-Anteil auf 30 Prozent gesenkt.

McKesson bietet für die gesamte Celesio (inklusive Schulden) sechs Milliarden Euro und will den freien Aktionären ein Angebot machen. Ein Risiko für Haniel bleibt: Der Deal kommt nur zustande, wenn die Amerikaner mindestens 75 Prozent der Celesio-Aktien einsammeln. McKesson bietet 23 Euro pro Aktie, der Kurs stieg gestern um fünf Prozent auf 22,90 Euro. Durch die Übernahme entstünde ein Pharma-Riese mit 81 000 Mitarbeitern, der weltweit 120 000 Apotheken und Kliniken beliefert. Stammsitz soll laut Celesio-Chefin Helmes "vorerst" Stuttgart bleiben, der Name Celesio könnte verschwinden.

(RP)
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