Düsseldorf Haniel nimmt bei Metro langsam Abschied

Düsseldorf · Der Rückzug von Franz Markus Haniel als Chefkontrolleur beim größten deutschen Handelskonzern markiert eine weitere Etappe. Beide Unternehmen blieben eng verbunden, sagt Haniel. Wie lange noch, fragen sich andere.

Manche Abschiede vollziehen sich in Schritten. Die sind manchmal etwas kleiner, manchmal größer. Der gestern angekündigte Rückzug von Franz Markus Haniel als Aufsichtsratschef des Düsseldorfer Handelskonzerns Metro ist ein echter Einschnitt. Denn damit hat der Duisburger Familienkonzern bei seiner immer noch größten Einzelbeteiligung endgültig nicht mehr das Heft in der Hand. Zwar sitzt Haniel-Finanzvorstand Florian Funck auch künftig im Kontrollgremium der Metro, aber eben nur noch als einfaches Mitglied. Welchen Unterschied das ausmachen kann, hat man gerade bei der Metro vor dem Amtsantritt des heutigen Vorstandsvorsitzenden Olaf Koch zu Jahresbeginn 2012 vor Augen geführt bekommen. Damals entschied nur das doppelte Stimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzende Haniel für Koch, für den "nur" die gesamte Kapitalseite gestimmt hatte, während sich alle Vertreter der Arbeitnehmerseite gegen Koch stellten und einige von ihnen stattdessen den damaligen Real-Chef Joel Saveuse als Nachfolger von Eckhard Cordes favorisiert hatten.

Franz Markus Haniel wird seinen Posten wie in solchen Fällen üblich nach der nächsten Hauptversammlung (im Februar 2016) abgeben, und er hat auch schon einen Nachfolger vorgeschlagen, auf den sich die Metro-Eigentümer bereits geeinigt haben. Der heißt Jürgen Steinemann, ist derzeit noch Vorstandsvorsitzender des weltgrößten Schokolade- und Kakaoherstellers Barry Callebaut und soll bereits im September in den Metro-Aufsichtsrat gewählt werden - als Nachfolger des früheren Eon-Chefs Wulf Bernotat, der seit 2003 dem Kontrollgremium der Metro angehörte.

Der scheidende Ober-Kontrolleur hat gestern keinen Zweifel an den Motiven für seine Demission gelassen. Nach der Verringerung des Anteilsbesitzes und der Auflösung des Pool-Vertrages mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck (zweiter großer Metro-Aktionär) wolle er "die Möglichkeit eröffnen, dass der Aufsichtsratsvorsitz in die Hände eines unabhängigen, externen Vertreters übergeht", erklärte der Noch-Chefkontrolleur gestern.

Zudem hat er betont, dass "die Geschichte der Metro und des Hauses Haniel seit über 50 Jahren eng miteinander verbunden ist, was sich auch in Zukunft nicht ändern wird". Dieses Bekenntnis hat bisher jeden Schritt begleitet, mit dem sich Haniel ein Stückchen mehr von der Metro gelöst hat. Seit Jahren arbeitet der Duisburger Familienclan daran, sich unabhängiger von dem bisweilen als "Klumpenrisiko" bezeichneten Metro-Paket zu machen. Dazu gehörte auch die Auflösung des Pool-Vertrages mit Schmidt-Ruthenbeck. Ein Vertrag, der die Clans dazu zwang, mit einer Stimme zu sprechen - was beide irgendwann nur noch als Fessel empfanden.

Für den Zukauf haben sich die Haniels vor Jahren hoch verschuldet, und den Preis, den sie seinerzeit für die Aufstockung des Anteils zahlten, hat der Metro-Aktienkurs nie mehr erreicht. Zwischenzeitlich trieben Abschreibungen in Milliardenhöhe auf die Metro-Beteiligung Haniel sogar tief in die roten Zahlen. Von einst 34 Prozent soll das Haniel-Paket bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent schrumpfen, und das wäre nicht mal eine Sperrminorität. So mancher Experte glaubt, dass der Rückzug auf Raten danach weitergehen wird.

(RP)
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