Duisburg Haniel: 800 Millionen Euro für Zukäufe

Duisburg · Der Duisburger Konzern ist im vergangenen Jahr in allen Bereichen deutlich gewachsen, die Abhängigkeit vom Erfolg der Beteiligung an der früheren Metro geschrumpft. Beim Gewinn legt das Unternehmen mehr als 70 Prozent zu.

In Zeiten, in denen die alte Metro noch die alte Metro war, galt die Haniel-Beteiligung am Düsseldorfer Handelskonzern den Gegnern dieses Engagements noch als Klumpenrisiko, das es zumindest zu verringern, wenn nicht gar zu beseitigen galt. Davon spricht bei Haniel heute niemand mehr. Nach der Metro-Aufspaltung macht der Anteil der neuen Metro und des Elektronikhändlers Ceconomy am Portfolio des Duisburger Konzerns insgesamt nur noch 20 Prozent aus. Damit lässt sich aus Sicht des Vorstandes gut leben - auch weil die Beteiligung an den beiden neuen Gesellschaften im vergangenen Jahr etwa 80 Millionen Euro für Haniel abgeworfen hat.

Richtig zufrieden kann Konzernchef Stephan Gemkow mit der Entwicklung bei Metro und Ceconomy aber noch nicht sein. Die neue Metro hat seit dem Börsenstart der getrennten Unternehmen im Juli des vergangenen Jahres 20 Prozent an Wert verloren, die Ceconomy seither gerade mal zwei Prozent gewonnen. Beide entwickelten sich aber in die richtige Richtung, betont der Manager.

Mehr als ein Finanz-Investment ist das Ex-Klumpenrisiko nicht mehr. Haniel hat sich in Teilen neu erfunden, Unternehmen zugekauft, andere Bereiche schlagkräftiger aufgestellt und mit Schacht One eine eigene Digitaleinheit geschaffen, die den Gesellschaften unter dem Haniel-Dach Hilfestellung bei der digitalen Transformation leisten soll. Mehr als 50 Projekte seien schon realisiert worden, erklärt der Konzern. Und: Die Duisburger haben nach eigenen Angaben rund 800 Millionen Euro, um sich in diesem und den kommenden Jahren in allen Bereichen weiter zu verstärken. Was das Unternehmen im Auge hat, sagt Gemkow aber nicht. Die Kriterien, nach denen ausgewählt wird: Die Märkte müssen zukunftsträchtig sein, und die Kandidaten müssen Wachstum nachweisen. Und natürlich irgendwann Rendite bringen.

Den Begriff Mischkonzern, den Haniel gern umgehängt bekommt, mag Gemkow nicht. Obwohl Haniel ein sehr gemischtes Portfolio hat. Gekauft haben die Duisburger Ende 2017 Optimar, einen Spezialisten für automatisierte Fisch-Verarbeitungssysteme, und den Verpackungsmaschinenhersteller Rowema. Nach dem Erwerb des Matratzenbezug-Hersteller BekaertDeslee hat Haniel damit neben den Finanzbeteiligungen an Metro und Ceconomy sechs Geschäftseinheiten. Dazu gehören noch drei alte Bekannte: der Stahlhändler ELG, das Hygiene-Unternehmen CWS Boco und der Versandhändler Takkt. Bei CWS Boco hat Haniel die eigene Hygiene-Tochter und die britische Rentokil Initial zusammengebracht (an der gemeinsamen Firma hält Haniel etwa 82 Prozent) und so deren Gewicht auf dem europäischen Markt verstärkt.

Der Umsatz ist im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf gut 4,1 Milliarden Euro gestiegen, und das liegt nicht nur an Zukäufen. Das organische Wachstum, also das aus eigener Kraft, liegt laut Finanzvorstand Florian Funck bei elf Prozent. Alle Bereiche mit Ausnahme von Takkt melden steigende Erlöse, CWS Boco und ELG sogar im zweistelligen Prozentbereich. Der operative Gewinn ist um sieben Prozent gesunken. Allerdings stecken da auch Aufwendungen für die Integration von Renokil Initial drin. Unter dem Strich steht ein Gewinn, der um 72 Prozent auf 248 Millionen Euro gestiegen ist.

Von der positiven Entwicklung profitieren auch knapp 700 Mitglieder des Haniel-Clans, an die für das Jahr 2017 zusammengerechnet etwa 60 Millionen Euro Dividende fließen. Für 2018 strebt der Konzern weiteres Umsatzwachstum an. Und einen "deutlichen Anstieg" beim Vorsteuergewinn. Deutlich heißt mehr als zehn Prozent, wie Finanzvorstand Funck erklärte.

(RP)
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