Kritik an Plänen des Handels Verbraucherzentralen sind gegen Ladenöffnungen am Sonntag

München · Der Vorstoß des Handelsverbands Deutschland (HDE), Geschäften bis Weihnachten zu erlauben, jeden Sonntag zu öffnen, stößt auf immer mehr Kritik. Nach Gewerkschaften und der Kirche reagieren nun Verbraucherschützer. Was sie sagen.

 Der Handelsverband hat gefordert, dass Geschäfte nach der Corona-Pandemie jeden Sonntag öffnen dürfen.

Der Handelsverband hat gefordert, dass Geschäfte nach der Corona-Pandemie jeden Sonntag öffnen dürfen.

Foto: dpa/Gero Breloer

Verbraucherschützer lehnen den Vorstoß des Handelsverbands Deutschland (HDE) ab, bis Weihnachten sonntägliche Ladenöffnungen zu erlauben. „Verbraucherinnen und Verbraucher haben nur ein Portemonnaie, und das Geld was da drinsteckt, können sie auch nur einmal ausgeben“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbz), Klaus Müller, am Montag im Bayerischen Rundfunk.

Ob Verbraucherinnen und Verbraucher nun Montag bis Samstag einkauften oder auch noch am Sonntag, das mache keinen großen Unterschied. Müller befürchte, der Vorschlag werde dem Handel nicht helfen. Um aus der Krise zu kommen, müsse der Handel freundlicher werden und stationär bessere Angebote machen. Das sei sinnvoller als über den Sonntag zu diskutieren, sagte der Chef des vzbv weiter.

Der HDE hatte Ende vergangener Woche gefordert, dass die Händler bis Weihnachten auch sonntags öffnen dürfen sollten, „zum Ausgleich für die langen Lockdowns“. Einkaufen sei außerdem genauso Teil der Freizeitgestaltung wie Besuche in Restaurants und Museen. Es sei höchste Zeit, die „systematische Benachteiligung“ des Handels am Sonntag zu beenden, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Gewerkschaften und Kirchen liefen Sturm gegen den Vorschlag. Verdi-Vorstand Stefanie Nutzenberger warnte: „Zusammen mit unseren kirchlichen Bündnispartnern in der Bundesallianz für den freien Sonntag werden wir uns mit allen Mitteln gegen diesen Generalangriff des HDE zur Wehr setzen.“ Antonius Hamers, Leiter des katholischen Büros in NRW, hielt eine völlige Freigabe des Sonntags bei allem Verständnis für die berechtigten Interessen des Einzelhandels nicht als Allheilmittel für die Rettung der Innenstädte.

Der Sonntag habe zudem eine hohe religiöse, kulturelle und soziale Bedeutung. „Das alles für so weitgehende Ladenöffnungszeiten zu opfern, halte ich für falsch“, sagte Hamers. „Zumal es ja bereits ausreichend Ausnahmemöglichkeiten gibt.“

(jlu/kna/afp)
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