Rabattaktionen Handel hofft auf den Winterschlussverkauf
Düsseldorf · Schon das Weihnachtsgeschäft 2022 ist oft schlechter gelaufen als erwartet – ein möglicher Vorteil für Schnäppchenjäger, die aktuelle Rabattaktionen im Handel für sich nutzen wollen.
Im Grunde gibt es den Schlussverkauf alter Prägung nicht mehr: Seit vor 22 Jahren das Rabattgesetz abgeschafft wurde, kann jeder Händler zu einem beliebigen Zeitpunkt Preisnachlässe weitgehend selbst bestimmen. Damit wurden Winter- und Sommerschlussverkauf prinzipiell überflüssig.
Trotzdem wird im Netz für den am Montag gestarteten Ausverkauf der Ware geworben, mit dem Unternehmen die Lager leer räumen und natürlich zusätzlichen Absatz erzeugen wollen. Oft heißt der Ausverkauf „Winter Sale“, weil sich das auf Englisch hipper und moderner anhört.
Aber braucht man den Schlussverkauf noch, wenn der Handel seine Rabatte zu allen Zeiten anbieten kann? Ein Teil der Branche sieht das offenbar selbst so. Denn wie eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter 900 Handelsunternehmen ergab, nehmen in diesem Jahr 44 Prozent der innerstädtischen Händlerinnen und Händler am Winterschlussverkauf teil. Heißt im Umkehrschluss: Die Hälfte macht nicht mit.
Wobei der Schlussverkauf auch nicht für jedes Handelsunternehmen Sinn macht. Die Beteiligung im Bekleidungs- und Schuhhandel etwa ist deutlich größer als in anderen Handelssparten. Laut HDE planen fast drei Viertel der befragten Bekleidungshändler Aktionen im Zuge des Winterschlussverkaufs. Auch 70 Prozent der befragten Schuhhändler und mehr als die Hälfte der Handelsunternehmen aus dem Bereich Heim- und Haustextilien nehmen teil.
„Der Schlussverkauf ist heute einfach ein Marketingbegriff wie Black Friday oder die Cyberwoche“, sagt Maroc Atzberger, Mitglied der Geschäftsleitung beim Kölner Handelsinstitut EHI. Dabei setze der Handel natürlich auch auf das in vergangenen Jahren gelernte Wissen der Verbraucher(innen) über Schlussverkäufe. Gerrit Heinemann, Handelsprofessor an der Hochschule Niederrhein, glaubt nicht an den Erfolg der winterlichen Rabattaktion: „Der Begriff hat sich abgenutzt, seitdem Rabattverkäufe das ganze Jahr über möglich sind“, sagt er. Heute gebe es viel zu viele Aktionen, bei denen die Nachlässe oft nicht so hoch seien wie angedeutet. Der Effekt: „Die Kundschaft sieht vor lauter Preisen den Preis nicht mehr.“
Unabhängig davon, wie sinnvoll der Schlussverkauf generell noch ist, könnte er in diesem Jahr eine große Bedeutung haben. Denn das so wichtige Weihnachtsgeschäft ist im deutschen Einzelhandel alles andere als erfolgreich gewesen. Mit dessen Verlauf war nur ein Viertel der vom HDE befragten Unternehmen zufrieden. Heißt: Es könnte noch einiges an Ware zu Spottpreisen auf den Markt kommen und entsprechende Nachfrage auslösen. Wobei Heinemann auch da skeptisch ist: „Auch Black Friday und Cyber Monday waren schon weniger erfolgreich, als der Handel gehofft hat.“