Vor dem Bund-Länder-Treffen Händler legen Öffnungskonzept vor

Düsseldorf · Deichmann, Kik, Thalia und andere haben vor dem Treffen von Kanzlerin und Länder-Chefs einen Sieben-Punkte-Plan formuliert. Strenge Zugangskontrollen und die Ausweitung des kontaktlosen Bezahlens sollen helfen, die Filialen zu öffnen.

 Verwaiste Innenstadt.

Verwaiste Innenstadt.

Foto: dpa/Oliver Berg

Kurz vor dem nächsten Gipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer jagt im deutschen Einzelhandel eine Idee für Öffnungsstrategien die nächste. Der Branchenverband HDE hat der Kanzlerin in der vergangenen Woche eines präsentiert. Bekleidungs- und Schuhhändler wie H & M, Deichmann, Kik, Ernsting‘s family, Takko, Bijou Brigitte, Breuninger und Höffner haben sich zusammengetan; die Elektronikhändler Media-Markt, Saturn, Euronics und Conrad schrieben ebenso wie Spielwarenhändler gesondert an Merkel.

Allen gemeinsam ist der Wunsch nach der baldigen Erlaubnis zu öffnen – jeweils verbunden mit einem eigenen Konzept dafür. Nicht fehlen darf dabei der Hinweis darauf, dass die Geschäfte im Einzelhandel bisher nicht als gefährlich in Sachen Infektionsrisiko gegolten hätten. Dafür haben die Unternehmen und ihr Spitzenverband bereits mehrere Gutachten ins Feld geführt.

Die Händler halten das Einkaufen bei ihnen im Laden für vergleichsweise sicher – auch wenn der Inzidenzwert in vielen Kreisen noch über 50 liegt. Für den Börsenverein des deutschen Buchhandels formulierte dessen Hauptgeschäftsführers Alexander Skipis seine Forderung nach sofortiger Öffnung in einem Satz so: „Wir können nicht länger auf unsere geistigen Tankstellen verzichten.“

Worauf der einzelne Bürger in der momentanen Situation aus Sorge um seine Gesundheit zu verzichten bereit ist, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Fest steht: Der Druck des Einzelhandels auf die Politik verstärkt sich. Die Konzepte beinhalten im Wesentlichen die Kriterien, unter denen den Unternehmen schon im April 2020 nach dem ersten Lockdown die Öffnung wieder erlaubt worden ist. Das Bündnis um die großen Textilketten, bei dem auch die Elektronikhandelsgruppe Ceconomym zu der Media-Markt und Saturn gehören, und der Buchhändler Thalia dabei sind, hat als Grundlage ein Sieben-Punkte-Konzept entwickelt. Teil davon sind unter anderem eine festgelegte Quadratmeter-Zahl pro Kunde (bei der die Händler weiter auf eine klare Ansage der Politik warten), Zugangskontrollen über bewährte Verfahren (etwa durch eine Pflicht zu Einkaufswagen, Einkaufskorb oder elektronischer Zählung). Hinzu kommen Kundenleitsysteme im Laden, kontaktloses Bezahlen (von dem sich die Händler vermutlich noch mehr wünschen würden, als es die Kunden bisher ohnehin getan haben), keine gemeinsamen Pausen der eigenen Belegschaft sowie Checklisten, auf denen Kunden noch einmal auf die Regeln und deren Einhaltung hingewiesen werden.

Wie die Händler damit umgehen wollen, wenn der Kundenandrang in den Stadtzentren zu groß würde, bleibt noch offen. Dieses Problem könnte beispielsweise in Mode­geschäften in den Innenstädten drohen, in denen die Händler angesichts der liegengebliebenen Winterware die ansonsten unverkäuflichen Saisonartikel mit bis zu 90 Prozent Rabatt verkaufen wollen.

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