Düsseldorf Großmann soll RAG kontrollieren

Düsseldorf · Die mächtige Kohle-Stiftung soll drei neue Aufsichtsräte bekommen. Der Bund will zwei gestandene Energiemanager und einen Banker in das Gremium schicken. Die Chancen für Werner Müller als Chef steigen.

In die Suche nach dem neuen Chef der mächtigen RAG-Stiftung kommt Bewegung. Die Bundesregierung hat nun ihre drei Kandidaten ausgeguckt, die in das Kuratorium der Stiftung einziehen sollen, das die Stiftung kontrolliert und auch den neuen Chef bestimmt. Die neuen Kontrolleure sollen werden: der frühere RWE-Chef Jürgen Großmann, der frühere Ruhrgas-Chef Burckhard Bergmann und Werner Hoyer, Chef der Europäischen Investitionsbank (EIB), wie es aus Kreisen der Bundesregierung heißt.

Großmann und Bergmann sollen auf dem Ticket der CDU in das Gremium einziehen, Hoyer ist FDP-Mitglied. Er muss jedoch noch klären lassen, ob sich die nebenamtliche Tätigkeit mit der bei der Bank vereinbaren ließe. Diese drei sind die Favoriten, auf den offiziellen Vorschlag müssen sich Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) aber noch verständigen.

Mit dem Trio würden sich die Chancen für Werner Müller, doch noch Chef der RAG-Stiftung zu werden, erhöhen. Großmann gilt als Müller-Freund, und auch Hoyer soll im Sinne von FDP-Chef Rösler für Müller stimmen. Wirtschaftsminister Rösler vertritt wie Schäuble die Interessen des Bundes in der Stiftung. Rösler soll sich schon seit Langem intern für Müller ausgesprochen haben, weil dieser die geforderten Erfahrungen in Politik und Führung eines Konzerns mitbringe. Mehr noch: Auch die nordrhein-westfälische CDU hat unter ihrer neuen Führung prinzipiell nichts mehr gegen Müller. CDU-Chef Armin Laschet soll sich mit Müller als Chef der RAG-Stiftung anfreunden können. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und die Gewerkschaft IG BCE sind seit langem für Müller. Auch das Kanzleramt hatte die Personalie stets wohlwollend begleitet.

Doch Laschets Vorgänger Norbert Röttgen wollte Müller unbedingt verhindern, weil er fürchtete, dass dieser aus der RAG-Stiftung eine neue WestLB zur Finanzierung von Industriepolitik machen würde. Dies hat Röttgen auch gegenüber Schäuble und dem Kanzleramt stets betont. Die RAG-Stiftung verwaltet ein Milliarden-Vermögen, das sie zinsbringend anlegen muss und aus dem nach 2018 die Ewigkeitslasten des Bergbaus (Abpumpen der Gruben) finanziert werden. Finanzminister Wolfgang Schäuble hat sich noch nicht für Müller ausgesprochen, er legt Wert darauf, dass bis Mitte Oktober die Personalien im Kuratorium und an der Spitze der Stiftung zusammen gelöst werden. Es soll ein großes Personalpaket geschnürt werden. Die neuen Kuratoren und der RAG-Chef sollen zusammen und einvernehmlich bestimmt werden, heißt es. Schäuble soll angeblich auch einen Alternativkandidaten, einen angesehenen Manager aus NRW, im Hinterkopf für den Chefposten der Stiftung haben. Schäuble handelte sich aber auch einige Absagen von Wirtschaftsgrößen ein.

Monatelang war die Debatte blockiert. Müller war zunächst nicht durchzusetzen, ein alternativer mehrheitsfähiger Kandidat fand sich nicht. Spätestens Ende Oktober sollen nun alle wichtigen Personalien geklärt werden.

(brö)
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