Frankfurt/M. Großkonzerne: Verdacht auf Steuertrickserei im Ausland

Frankfurt/M. · Bayer, BASF und Volkswagen profitieren angeblich von Schlupflöchern in Belgien. Henkel erklärt: Das trifft auf uns nicht zu.

Deutsche Konzerne wie Bayer, BASF, und Volkswagen profitieren angeblich erheblich von Steuerschlupflöchern in Belgien. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorab berichtete, nutzen die Konzerne dort in großem Stil Vorteile, die sich aufgrund der steuerlichen Abgeltung von Eigenkapitalzinsen ergeben. Die genannten Konzerne wiesen den Vorwurf der Steuertrickserei zurück.

Laut "Spiegel" hat der Pharma- und Chemiekonzern Bayer 2011 in Belgien für einen Vorsteuergewinn von 254,8 Millionen Euro lediglich 10,8 Millionen Euro an Abgaben gezahlt. Um das zu schaffen, habe Bayer 2011 das Eigenkapital seiner belgischen Tochter auf mehr als acht Milliarden Euro verdoppelt. Bei einer Tochter des Rivalen BASF in Antwerpen habe der Steuersatz sogar lediglich bei 2,6 Prozent gelegen. Die belgische VW-Tochter Volkswagen Group Services habe 2012 einen steuerfreien Gewinn von 153 Millionen Euro kassiert, im Vorjahr seien 141 Millionen steuerfrei gewesen.

In Belgien können bei der Übertragung von Eigenkapital fiktive Zinsen steuerlich abgezogen werden. Es wird so getan, als ob die Tochter für das Eigenkapital Zinsen zahlen müsste – so wie es bei der Aufnahme eines Kredits der Fall wäre. Mit dieser in Belgien geltenden Regelung sollen Nachteile der Eigenkapital-Finanzierung gegenüber der Fremdfinanzierung beseitigt werden. In Deutschland gilt dies steuerlich nicht. Daher zahlt es sich für Unternehmen aus, wenn sie ihre belgischen Tochtergesellschaften mit viel Eigenkapital unterlegen. Schon seit einiger Zeit stehen grenzübergreifende Steuersparmodelle internationaler Konzerne in der Kritik. Zuletzt waren unter anderem Google und die Cafekette Starbucks wegen dieser Praxis unter Beschuss geraten.

Bayer kritisierte den Bericht. "Gegen den Vorwurf der Steuertrickserei verwahren wir uns ausdrücklich", erklärte der Konzern. Der Abzug von Eigenkapitalzinsen in Belgien stelle kein Steuerschlupfloch dar, sondern trage dem Grundsatz der Steuerneutralität der Unternehmensfinanzierung Rechnung. Auch der Rivale BASF erklärte, dass er in allen Ländern die jeweils anfallenden Steuern nach dem Landesrecht zahle. Der Bericht beziehe sich wahrscheinlich auf die Verwaltungstochter BASF Belgium Coordination Center, die neben dem Vertrieb die Finanzierung von BASF-Gesellschaften außerhalb Deutschlands übernehme. "Das operative Geschäft der BASF Antwerpen, die unseren größten Produktionsstandort in Belgien betreibt, unterlag 2011 einem Steuersatz von mehr als 30 Prozent", erklärte BASF. Auch VW wies darauf hin, dass der Konzern sich an die in Belgien geltenden Steuerbestimmungen halte und daher nicht trickse. Die in Belgien angewandte Regelung gelte neuerdings auch in Italien.

Der in dem "Spiegel"-Bericht zunächst ebenfalls genannte Henkel-Konzern erklärte, die Praktiken nicht anzuwenden. "Das trifft auf uns nicht zu", sagte ein Sprecher des Konzerns.

(rtr)
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