London Großbank HSBC verdient 14 Milliarden Dollar

London · Europas größte Bank HSBC erntet die Früchte ihres radikalen Sparkurses. Seit zweieinhalb Jahren räumt Vorstandschef Stuart Gulliver auf; er hat 46 000 Jobs gestrichen und mehr als 50 Geschäftsbereiche und Sparten abgestoßen. Jetzt konnte er für das erste Halbjahr trotz sinkender Einnahmen einen deutlichen Gewinnsprung präsentieren: Das Vorsteuerergebnis kletterte um zehn Prozent auf 14 Milliarden Dollar. "Die Ergebnisse zeigen, dass wir Fortschritte machen und das Versprochene liefern", sagte Gulliver. Börsianer hatten allerdings noch mehr erwartet, doch auch HSBC konnte sich der Flaute in vielen Ländern nicht entziehen. Die Bank will sich noch stärker auf die Wachstumsmärkte in Asien ausrichten, wo HSBC ohnehin schon zwei Drittel des Gewinns einfährt.

Konzernchef Gulliver hatte erst im Mai angekündigt, weitere 14 000 Stellen auf den Prüfstand zu stellen. Bis 2016 dürfte die Mitarbeiterzahl damit auf 240 000 fallen. Ende Juni waren es noch knapp 260 000. Details zum weiteren Abbau nannte Gulliver nicht.

Grundsätzlich sieht sich das Institut, das in Deutschland mit der Düsseldorfer HSBC Trinkaus präsent ist, aber in seinem Kurs bestätigt. Das Wirtschaftswachstum der westlichen Industriestaaten bleibe gedämpft, klagte Gulliver. "Und auch in den wachstumsstarken Märkten hat es in den vergangenen Quartalen eine Abschwächung gegeben", fügte er mit Blick auf China an. Dem konnte sich HSBC nicht entziehen: Die Konzerneinnahmen schrumpften im Halbjahr um sieben Prozent auf 34,4 Milliarden Dollar, bereinigt um Sondereffekte lag das Minus sogar bei zwölf Prozent.

Die Verschlankung der Bilanz will HSBC fortsetzen. Gulliver betonte allerdings, der Großteil der Verkäufe an Beteiligungen und Sparten sei durch, das Tempo werde sich jetzt verlangsamen. Nachholbedarf beim Aufräumen habe die Bank noch im Privatkundengeschäft in den USA. Hier sollen weitere Kredit-Portfolios verkauft werden: "Wir werden in der zweiten Jahreshälfte beispielsweise noch mehr Hypotheken veräußern", sagte Gulliver.

In Großbritannien musste HSBC für die Entschädigung von Kunden, denen unnötige Restschuldversicherungen verkauft wurden, weitere 367 Millionen Dollar zur Seite legen. Die Rückstellungen dafür betragen insgesamt 2,8 Milliarden Dollar. Auch andere britische Banken kostete die Affäre viel Geld.

(rtr)
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