Interview "Google nimmt Kritikern den Wind aus den Segeln"

Düsseldorf · Klemens Skibicki ist seit 2004 Professor für Marketing und Marktforschung an der Cologne Business School und gilt als Experte für den Bereich Social Media Marketing und E-Commerce. Die Google-Umstrukturierung ist für ihn ein logischer Schritt.

Google: Klemens Skibicki findet Umstrukturierung logisch
Foto: dpa

Herr Skibicki, wie bewerten Sie die Verändungen bei Google?

Skibicki Es ein kluger Schritt, das quasi reine Digitalgeschäft rund um die Suchmaschine für sich aufzustellen und alle anderen Aktivitäten eigenständig daneben. So wird den Aktionären noch klarer, wie profitabel das digitale Kerngeschäft mit Werbung bei Google als Suchmaschine ist. Gleichzeitig können sie in den anderen Bereichen besser kontrollieren, welche Geschäfte wie schnell wachsen und wie teuer sind.

Wäre es nicht konsequent, Google als Digitalfirma und die anderen Bereiche getrennt an die Börse zu bringen und den Konzern so zu zerschlagen?

Skibicki Nein, das wäre nicht klug. Fast alle Zukunftsgeschäfte wie das selbstfahrende Auto oder Internet über Glasfaser und Ballons bauen ja auf der Digitalisierung auf - also gibt es Synergieeffekte zum Kerngeschäft rund um Google. Zudem spart es sicher Steuern, alle Aktivitäten unter einem Dach zu lassen. So lassen sich die Anfangsverluste der neuen Projekte mit den Gewinnen des Stammgeschäftes verrechnen.

In der EU wird über eine Google-Zerschlagung nachgedacht. Und nun?

Skibicki Ich glaube, Google nimmt seinen Kritikern etwas den Wind aus den Segeln durch die neue Struktur. Jetzt werden eben neue Aktivitäten stärker von der weltweit ja dominanten Suchmaschine getrennt.

Die EU kritisiert aber, dass die Google-Suchmaschine konzerneigene Ergebnisse bevorzugt.

Skibicki Die Diskussion wird unabhängig von der neuen Struktur weitergehen - aber mit weniger Druck.

REINHARD KOWALEWSKY STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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