Sichere Währung in schweren Börsenzeiten? Goldpreis steigt auf Sechs-Jahres-Hoch

Frankfurt · Die Börse leidet unter dem Handelsstreit zwischen China und den USA. Pekings neue Waffe: die Abwertung der eigenen Währung.

Sichere Währung in schweren Börsenzeiten?: Goldpreis steigt auf Sechs-Jahres-Hoch
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Nach der Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Fed am vergangenen Donnerstag war der Goldpreis noch auf gut 1400 Dollar je Feinunze (31 Gramm) gefallen. Doch jetzt es wieder nach oben. Am Montag kostete eine Feinunze 1459,47 Dollar, 1,3 Prozent mehr als noch am Freitag und erreichte ein Sechs-Jahres-Hoch. Seit Freitag, seit der amerikanische Präsident Donald Trump weitere Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar angekündigt hat, flüchten Anleger wieder in Gold. Seit Jahresbeginn hat der Preis des Edelmetalls gut 13 Prozent zugelegt.

Ein Zeichen, wie groß die Unsicherheit der Anleger ist. Die wurde noch verstärkt durch die Sorge, es könne zu einem Währungskrieg kommen. Denn erstmals seit mehr als elf Jahren war der Dollar auf 7,09 Yuan geklettert und hatte damit die „magische Grenze“ von sieben Yuan überschritten. Anleger erinnerten sich an die Renminbi-Schwächen der Jahre 2015 und 2018, die jeweils zu Korrekturen am Weltaktienmarkt geführt hatten, sagte Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. Denn ein schwächerer Yuan strahle zum einen auf die anderen Schwellenländer aus und schmälere die Gewinne der Unternehmen auch aus dem Euro-Raum, weil ihre Produkte damit teurer werden.

Dass die Chinesen eine Abwertung des Yuan zulassen, darf man nach Einschätzung von Volkswirten als Signal werten, dass sie sich im Handelskonflikt nicht alles gefallen lassen. Doch sieht Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft der Dekabank, keine Manipulation seitens der Chinesen. Das wirft Trump ihnen vor. China hat zudem offenbar auch die Agrarimporte aus den USA gestoppt, die es noch aufrechterhalten hatte, um die Verhandlungen mit den Amerikanern nicht zu belasten. Die Anleger jedenfalls reagierten deutlich: Sie stiegen auch gestern aus Aktien aus und flüchteten in vermeintlich „sichere Häfen“. Der Dax verlor knapp 1,8 Prozent auf knapp 11.660 Punkte, der EuroStoxx 50 sank um 1,91 Prozent auf 3311 Punkte. Die Investoren schichteten um in Gold. Immer noch gilt das Edelmetall als Krisenwährung. Nach den jüngsten Daten des World Gold Council stieg die Nachfrage im ersten Halbjahr auf etwa 2182 Tonnen, den höchsten Wert seit drei Jahren und gegenüber dem Vorjahr ein Plus von acht Prozent. Anleger kaufen Anteile an Goldfonds, doch auch die Notenbanken haben in den letzten Monaten das Edelmetall vermehrt nachgefragt. Das gilt vor allem für die Zentralbanken aus Schwellenländern. Die kaufen schon seit einigen Jahren vermehrt Gold als Währungsreserve an, beispielsweise Russland, die Türkei, Indien und China. Warum sie das tun, erklärte der frühere Chefvolkswirt der EZB, Otmar Issing, vor einiger Zeit schon mit einer Diversifizierung. Gold sei eine Alternative zum Dollar als Währungsreserve: Die Länder, die jetzt Gold kauften, seien nicht sehr erpicht darauf, den Dollar zu stärken. „Sie haben vielleicht auch Bedenken gegenüber der US- Politik und wollen sich unabhängig machen.“

Und: „Gold ist bombensicher und signalisiert eine sehr hohe Solidität“, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Gold sei wie eine Art Versicherung gegen einen Verfall der anderen Werte, erklärt Eugen Weinberg, Goldexperte der Commerzbank. Anleger kaufen es derzeit auch vor allem, weil sie mit Zinsanlagen keine Rendite erwirtschaften können.

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