Bochum GM will in Bochum 1200 Opelanern kündigen

Bochum · Nach gut einem Jahr löst General Motors (GM) den Sanierer Nick Reilly als Opel-Chef ab und besetzt die Position mit einem Autoingenieur. Ab 1. April soll der 55 Jahre alte GM-Chefentwickler Karl-Friedrich Stracke Opel-Chef werden. Stracke kennt das Bochumer Werk gut: Von 1995 bis 1999 war er dort Fertigungsdirektor.

Seine erste Aufgabe ist deshalb besonders unangenehm: Die Opel-Mutter General Motors verlangt von Stracke, zum 1. Mai 1200 Mitarbeitern in Bochum zu kündigen. Dies bestätigte gestern der Chef des Bochumer Betriebsrates, Rainer Einenkel, gegenüber unserer Zeitung. Hintergrund ist das Opel-Sanierungskonzept, demzufolge wie berichtet bis Jahresende 1800 Bochumer Opelaner das Werk verlassen sollen. Eigentlich freiwillig. Sei es, weil sie Ersatzjobs in der Rüsselsheimer Opel-Zentrale oder angebotene Abfindungen annehmen. Problem: Bislang haben nur 600 das Angebot angenommen. Und mehr werden es wohl auch nicht. Da GM in Europa im vergangenen Jahr aber zu allem Unglück auch noch 1,3 Milliarden Euro Verlust gemacht hat, erhielt die europäische GM-Spitze nach Informationen unserer Zeitung vor wenigen Wochen eine unmissverständliche Depesche aus Detroit: An dem Abbau von 1800 Arbeitsplätzen in Bochum sei nicht zu rütteln, lautet die Anweisung aus der Konzernzentrale, selbst wenn dafür gekündigt werden muss. Offenbar ist die GM-Führung in Europa mit ihrem Latein am Ende. "Die haben von mir ernsthaft verlangt, dass ich den Kündigungen erst einmal zustimmen soll", berichtet Einenkel gegenüber unserer Zeitung, "und haben gesagt, man könne ja hinterher nochmal darüber verhandeln, ob es wirklich so viele werden müssen."

Einenkel hat das Angebot abgelehnt, jetzt wandert die Angelegenheit zu einer Einigungsstelle. Ein Opel-Sprecher bestätigte, dass die Konzernführung derzeit in dieser Sache mit der Belegschaft Verhandlungen vor der Einigungsstelle führt. Von Stracke erhoffen die Bochumer Opelaner sich trotz der harten Sachlage ein Einlenken. "Der kennt das Bochumer Werk und weiß, wie gut unsere Arbeit ist", sagte Einenkel.

Während Reilly einen klaren Sanierungsauftrag hatte, gilt Stracke als Tüftler. Zuletzt war der gebürtige Nordhesse Chefentwickler des US-Autoriesen. Unter seiner Führung entwickelten Ingenieure weltweit neue Fahrzeuge wie die Elektromodelle Opel Ampera und Chevrolet Volt.

(RP)
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