Düsseldorf Gibt Winterkorn alle VW-Ämter auf?

Düsseldorf · Offenbar wächst der Druck von Anteilseignern und Arbeitnehmervertretern.

Fünf Tage hat es nach dem Auffliegen des Diesel-Betrugs bei VW gedauert, bis Vorstandschef Martin Winterkorn seinen Rückzug erklärte. Alle anderen Ämter hat er noch inne. Er steht an der Spitze der Porsche Holding SE, in der die Piëchs und Porsches ihre VW-Anteile bündeln, und er führt den Aufsichtsrat der VW-Töchter Audi und VW Nutzfahrzeuge.

Wie lange noch, bleibt offen. Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, Winterkorn stehe vor dem Rückzug aus allen Ämtern. Das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmer drängten ihn. Ohne Winterkorns Demission droht bei der Porsche SE eine Hängepartie, weil die nächste Aufsichtsratssitzung erst für Dezember angesetzt ist. Der Druck wächst. "Ein Rückzug aus allen Ämtern wäre der richtige Schritt", sagt Daniel Bauer, Sprecher der Aktionärsschützervereinigung SdK, unserer Redaktion. Gleichzeitig verweist er darauf, dass auch für Winterkorn die Unschuldsvermutung gelte: "Insofern hätte er als VW-Chef nicht gehen müssen. Aber er hat die Entscheidung selbst getroffen."

Nicht hinterfragt wird das Aufsichtsratsmandat des Managers beim Fußball-Rekordmeister Bayern München. Dort sitzt Winterkorn als Vertreter des Großaktionärs Audi, der wie der Sportartikelhersteller Adidas und der Versicherungskonzern Allianz 8,33 Prozent an der FC Bayern München AG hält.

Die Europäische Investitionsbank (EIB) prüft wegen des Diesel-Betrugs die Rückforderung von Milliardenkrediten. EIB-Chef Werner Hoyer sagte der "SZ", die Bank habe VW seit 1990 rund 4,6 Milliarden Euro an günstigen Krediten gewährt, mit denen die Entwicklung sauberer Motoren vorangetrieben werden sollte. 1,8 Milliarden Euro seien noch nicht zurückgezahlt.

Auch die VW-Kreditwürdigkeit bröckelt. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte die Bewertung um eine Stufe auf "A-" und drohte mit weiteren Verschlechterungen um bis zu zwei Stufen.

(gw/rtr)
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