Probleme im Gastgewerbe Gewinn in der NRW-Gastronomie fällt deutlich
Düsseldorf · Für das erste Halbjahr beklagen die Unternehmen einen Rückgang von durchschnittlich mehr als 19 Prozent. Woran das liegt und woran die Menschen beim Besuch im Restaurant mittlerweile sparen.
Im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe herrscht mit Blick auf die kommenden Monate Skepsis, was die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen in der Branche angeht. „Die Herausforderungen für das Gastgewerbe in NRW, vor allen Dingen für die Gastronomie nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2024, bleiben auch in den kommenden Monaten so bestehen, der Kostendruck ist weiterhin hoch“, sagte Patrick Rothkopf, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Nordrhein-Westfalen (Dehoga NRW), unserer Redaktion. Zu dieser Prognose passt, dass mehr als ein Drittel (37,3 Prozent) der Betriebe ihre Lage als „schlecht bis sehr schlecht“ bezeichnen, etwa 35 Prozent die Buchungslage zumindest als befriedigend empfinden, aber nur etwas mehr als ein Viertel (27.4 Prozent) die gegenwärtige Situation als sehr gut oder gut ansieht.
Ein Grund für die Kostensteigerungen ist ganz aktuell: „Mit unserem neuen Tarifvertrag steigen beispielsweise ab dem 1. September unsere Löhne deutlich, was sich in der Kostenstruktur einer personalintensiven Branche wie dem Gastgewerbe natürlich deutlich niederschlägt“, so Rothkopf. Die Fachkräfte in Nordrhein-Westfalens Restaurants, Cafés und Hotels bekommen 40 bis 50 Euro mehr im Monat. Dazu kommt dann ein Plus von vier Prozent, das auch ungelernte Aushilfen erhalten. Die Anfänger bekommen künftig 13,32 Euro pro Stunde und damit 41 Cent mehr als zuvor.
Außerdem vereinbarten Dehoga und die Gewerkschaft NGG, dass die Ausbildungsvergütungen um monatlich 50 Euro steigen (das ist schon im August umgesetzt worden). Auszubildende im dritten Lehrjahr bekommen dann 1350 Euro im Monat. Vielleicht bekommt man mit der Tariferhöhung die Personalnot zumindest gelindert. Nach Angaben des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft stehen den knapp 44.000 offenen Stellen für Fachkräfte in Hotel- und Gaststättenberufen gegenwärtig nur gut 29.000 qualifizierte und arbeitslos gemeldete potenzielle Kandidaten gegenüber.
Bei gleichzeitig weiterhin hohen Lebensmittelpreisen und anderen Faktoren sieht das Gastgewerbe somit den Kostendruck steigen. Dem stehe eine zunehmende Konsumzurückhaltung gegenüber mit dem Ergebnis, dass die Preise nicht entsprechend umfänglich angepasst werden könnten, was vielfach die ohnehin schmalen Margen aufzehre, so Rothkopf. „Zunehmende Konsumzurückhaltung“ heißt zwar nicht zwangsläufig, dass die Gäste seltener als bisher ins Restaurant kommen (viele sind häufig so voll wie zuvor), sondern dass sie häufiger auf Vor- oder Nachspeise, auf ein Getränk und/oder den Espresso danach verzichten.
Was das in Zahlen unter anderem heißt, hat die jüngste Umfrage des Dehoga-Bundesverbandes gezeigt. Das Ergebnis für die nordrhein-westfälischen Teilnehmer an dieser Befragung: ein nominaler Umsatzrückgang von durchschnittlich acht Prozent in den ersten sechs Monaten des Jahres und vor allem ein Gewinnminus von 19,2 Prozent. Dass die Zahlen auf Bundesebene noch schwächer ausfallen (minus 10,8 Prozent beim Umsatz, mehr als 22 Prozent Gewinnrückgang) ist ein schwacher Trost. Da ist eine mögliche Übernahme durch einen anderen Betrieb viel öfter ein Thema als früher.
Was die Erlöse im Restaurant angeht, sehen die Betriebe weiterhin die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz zu Jahresbeginn als einen der Gründe. Man forderte „weiterhin die einheitliche und damit faire Besteuerung von Essen mit sieben Prozent“, so Rothkopf. Einheitlich heißt: Es dürfte keine Unterschiede mehr geben zwischen den 19 Prozent für das Essen im Restaurant und den sieben Prozent, die man zahlen muss, wenn man das Essen mitnimmt oder sich nach Hause liefern lässt. Aber die erneute Rückkehr zu den sieben Prozent, die in der Pandemie und auch noch im vergangenen Jahr als Hilfestellung galten, bleibt vermutlich ein frommer Wunsch. Die Mehrwertsteuer brachte den öffentlichen Kassen im vergangenen Jahr knapp 300 Milliarden Euro, da ist angesichts der Haushaltslage jetzt und in naher Zukunft wohl kaum Verzicht durch die Finanzämter angesagt.
Dass die Hotelbetriebe für die erste Jahreshälfte einen Übernachtungsrekord gemeldet haben, dürfte in allererster Linie durch die Zahlen aus dem Juni beeinflusst worden sein, als bei der Fußball-Europameisterschaft allein 20 der 51 Spiele in vier nordrhein-westfälischen Spielorten (Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln) stattfanden und daher Hotels in diesen Städten und deren Umland stark gefragt waren.