Schlechte Arbeitsbedingungen trotz hoher Preise Gewerkschaft NGG will Raststätten verstaatlichen

München · Seit der Privatisierung vor rund 20 Jahren dominiert das Bonner Unternehmen Tank & Rast mit seinen Raststätten die deutschen Autobahnen. Die NGG fordert: Schluss damit.

 An vielen Raststätten setzt Tank & Rast auf seine Marke Serways.

An vielen Raststätten setzt Tank & Rast auf seine Marke Serways.

Foto: Tank&Rast

(dpa) Zum Beginn der Sommerreisezeit fordert die Gastronomie-Gewerkschaft NGG eine Rückverstaatlichung der deutschen Autobahnraststätten. Aus Sicht der Gewerkschaft hatte die Privatisierung vor 20 Jahren für Gäste und Personal gleichermaßen negative Folgen: „Während Reisende sogar für den Toilettengang mit 70 Cent zur Kasse gebeten werden, arbeiten Beschäftigte teils unter prekären Bedingungen“, kritisierte der bayerische NGG-Landesvorsitzende Mustafa Öz am Sonntag.

Trotz hoher Preise in den Raststätten würden die Mitarbeiter nur nach Mindestlohn bezahlt. Zu den Missständen zähle fehlendes Personal, sagte Öz. „Wenn drei Reisebusse Halt auf einmal machen, dann ist eine Hand voll Service-Mitarbeiter völlig überlastet.“ Im Zuge der Privatisierung habe die Firma Tank & Rast bundesweit fast alle Konzessionen für den Betrieb der Raststätten entlang der Autobahnen erhalten. Ein Großteil sei an Pächter vergeben, die die teuren Lizenzen erwirtschaften müssten. „Das führt zu extremen Preisen für die Autofahrer – und zur Lohndrückerei bei den Beschäftigten“, kritisierte der Gewerkschafter.

Die NGG fordert deswegen, die Raststätten in staatliche Hand zurückzubringen. Spätestens mit dem Start der bundeseigenen Autobahn GmbH im Jahr 2021 sollten auch die Raststätten wieder Teil des öffentlichen Versorgungsnetzes werden.

Tank & Rast hatte 1998 im Rahmen der Privatisierung der Raststätten einen Vertrag mit dem Bund geschlossen und dominiert seitdem das Geschäft an den Autobahnen. Rund 400 Gaststätten gehören dem Bonner Unternehmen, an dem unter anderem der Versicherer Allianz beteiligt ist, in Deutschland. Jedes Jahr halten hier knapp 500 Millionen Kunden – obwohl viele Autohöfe entlang der Routen deutlich günstiger sind.

Gewerkschafter Öz appellierte allerdings auch an Autofahrer, in der Ferienreisezeit trotz möglicher Wartezeiten geduldig zu sein. Die Mitarbeiter seien „dankbar für etwas Verständnis und auch mal ein freundliches Wort“.

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