Niederrhein-Flughafen Gerüchte um Ryanair-Abzug aus Weeze

Weeze · Der Billigflieger dementiert Berichte, er wolle den Niederrhein-Flughafen zugunsten von Amsterdam aufgeben. Trotzdem haben die Gerüchte einen wahren Kern: Der Standort Weeze leidet unter der Ticketsteuer.

Das ist der Airport Weeze
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Der Flughafen Weeze macht die Hälfte seines Umsatzes mit Ryanair. Entsprechend hoch schlugen die Wogen am Niederrhein, als im Internet am Montag Berichte über den Rückzug des irischen Billigfliegers vom drittgrößten Flughafen von Nordrhein-Westfalen kursierten. "Amsterdam statt Weeze?" überschrieb zum Beispiel der WDR einen entsprechenden Bericht auf seiner Homepage. "Da ist nichts dran", versichert Ludger van Bebber, Flughafen-Chef in Weeze. "Es gibt zwar entsprechende Gerüchte, aber die sind nicht wahr." Auch Ryanair dementiert: "Wir haben keine Pläne, uns aus Weeze zurückzuziehen", sagte eine Sprecherin.

Trotzdem wird es für Weeze eng. Noch hat Ryanair an dem Flughafen, der erst seit 2007 schwarze Zahlen schreibt, neun Flugzeuge stationiert. Aber Beobachter gehen davon aus, dass Ryanair sein Angebot in Weeze bald einschränken könnte. Dafür sprechen zahlreiche Fakten:

Ryanair-Krise Nach Jahren des rasanten Wachstums brechen dem Billigflieger jetzt die Gewinne weg. Die Aktie hat seit Mitte des Jahres etwa ein Viertel an Wert verloren. Um die Einbußen in der reise-schwachen Winterzeit zu begrenzen, will die Gesellschaft in den kommenden Monaten bis zu 70 Flugzeuge am Boden lassen.

Holland-Krise Außerdem kommen in Weeze über 40 Prozent aller Passagiere aus den Niederlanden. Dort herrscht gerade die höchste Arbeitslosigkeit seit der Jahrtausendwende. Das Land macht seine dritte Rezession innerhalb von vier Jahren durch. Der Durchschnitts-Niederländer muss sparen.

Ticketsteuer Auf diese preissensible Kundschaft wirkt sich die Ticketsteuer, die Deutschland vor drei Jahren eingeführt hat, besonders abschreckend aus. Zumal die Niederlande dieselbe Steuer vor vier Jahren wieder abgeschafft hat. Davon profitiert der Flughafen im nur 80 Kilometer entfernten Eindhoven, wo Ryanair ebenfalls eine Basis hat: Die Niederländer haben gerade ihren dreimillionsten Passagier in diesem Jahr begrüßt. Diese Marke hat Weeze 2010 knapp verpasst, danach brach die Passagierzahl wegen der Steuer auf 2,2 Millionen ein.

Germanwings Eine zweite starke Konkurrenz für Weeze wächst gerade in Düsseldorf heran. Germanwings, der Billig-Ableger der Lufthansa, will hier ab März 26 Flugzeuge stationieren und bietet Tickets ab 33 Euro an — solche Preise sind auch für die Ryanair-Kundschaft interessant.

Dass Ryanair die Basis Weeze ausgerechnet zugunsten von Amsterdam aufgeben sollte, ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Der Amsterdamer Flughafen ist chronisch überlastet und hat es nicht nötig, Ryanair zu den Billig-Gebühren fliegen zu lassen, auf die die Iren bei den Flughäfen grundsätzlich pochen. Der Ursprung des Gerüchtes war offenbar ein Stellengesuch: Auf der Internetseite "aviationjobs.me", auf der Kabinenpersonal gerne nach neuen Jobs Ausschau hält, inserierte Ryanair ein Gesuch für eine neue Crew in Amsterdam. Ryanair will die Echtheit dieser Anzeige nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren.

Auch wenn er weiter auf eine Zukunft mit Ryanair setzt — Weezes Flughafenchef van Bebber bleibt auf dem Boden. "Nun wird es erst einmal darum gehen, die Kunden zu halten und wirtschaftlich schwarze Zahlen zu schreiben", sagt er. Weeze hat zu einseitig auf Ryanair gesetzt und sich damit gefährlich stark von den Iren abhängig gemacht. Insofern war der angebliche Abzug von Ryanair aus Weeze doch mehr als ein Gerücht. Die Episode ist für Weeze auch ein Warnschuss.

(tor)
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