Gerry Weber – große Mode

Firmenchef Gerhard Weber wird morgen 70. Seine Marke ist das Synonym für Damenmode aus Deutschland. Seinen Geburtstag feiert der Modemacher zu Hause im westfälischen Halle.

Herr Weber, Sie sind seit 45 Jahren ein guter Händler und Ihre Firma Gerry Weber ist eines der erfolgreichsten deutschen Modeunternehmen. Was sind die drei wichtigsten Zutaten, um in der Mode so erfolgreich zu sein?

Gerhard Weber Hohes Wissen, gute Mitarbeiter und ein offenes Unternehmen, das in jeder Hinsicht transparent ist. Wir haben 2010 ein 8400 Quadratmeter großes und in der Bauweise einzigartiges Kreativcenter gebaut, das kurze Wege und schnelle Entscheidungen ermöglicht. Wir sind total vernetzt, haben Millionen in unser IT-System investiert, wissen auf Knopfdruck, in welchem Laden welche Teile gehen, welche nicht. Wir sind ein Wissens-Unternehmen und bündeln unsere Kompetenzen unter einem Dach.

Sie sind von Ostwestfalen zum Global Player aufgestiegen, gelten als der Herrscher unter Deutschlands Damenschneidern. Die Kollegen fragen sich, wie macht er das bloß, dass er nicht aus der Mode kommt?

Weber Das A und O sind die Kollektionen. Wir haben für jede unserer Marken, Gerry Weber, Taifun und Samoon, ein eigenes Design-Team. Unsere Trendscouts sammeln weltweit Inspirationen. In der Schnittabteilung mit 80 Personen machen wir alles selbst. Sicherlich ein Grund, warum unsere Passform von Handel und Kunden hoch gelobt wird. Alle Kollektionen wurden verjüngt und auf den Punkt gebracht. Früher waren wir stolz, wenn wir von einem Modell 10 000 Teile verkauft haben. Heute erreichen wir Stückzahlen von bis zu 80 000 mit einem Kleidungsstück.

Sie haben ja auch als einer der Ersten die Jahreszeiten abgeschafft.

Weber Wir bieten 21 Themen mit je 35 Teilen im Jahr an. Das heißt den Kollektionsumfang haben wir um 80 Prozent reduziert, sind so schneller geworden. Es reicht nicht, schöne Kleider für die Stange zu entwerfen, sondern man muss wissen, was der Endverbraucher will. Das Wissen, dass wir in unseren Houses of Gerry Weber sammeln, fließt direkt wieder in die Kollektionserstellung ein.

Man hat Sie deswegen einst belächelt.

Weber Ich habe oft erlebt, dass man mir Dinge nicht zutraut. Das war schon bei meinen Eltern so, als ich mit 24 Jahren das erste Geschäft eröffnete. Wer hätte gedacht, dass wir einmal in Asien Häuser haben oder in den USA? Wir sind im Mittleren Osten vertreten, eröffnen in Kairo den dritten Store, sind in Russland erfolgreich und in Spanien präsent.

Ist das Ausland der Umsatztreiber?

Weber Der Export-Anteil soll auf über 50 Prozent wachsen. Aber auch in Deutschland geht die Expansion weiter, so eröffnen wir in Köln und in Stuttgart Flagshipstores in 1a-Innenstadtlagen.

Seit dem Börsengang 1999 hat sich der Umsatz versechsfacht, der Aktienkurs stieg von knapp vier auf 45 Euro. Sie verbuchen die größte Gewinnausschüttung in der Konzerngeschichte. Fährt Ihr Fahrstuhl stets nach oben?

Weber Fest steht: Wir machen deutlich mehr Umsatz als 2010 und werden wohl den Rekordwert von 720 Millionen Euro erreichen.

Damit kommen Sie Ihrem Ziel, in den MDAX aufzusteigen, näher.

Weber Wenn im August neue Unternehmen aufgenommen werden, bin ich sicher, dass wir dabei sind.

Sind Zahlen Ihr Lebenselixier?

Weber Morgens liegt die Umsatzliste auf meinem Tisch, ich weiß dann sofort, was in jedem Laden läuft.

Haben Sie immer das letzte Wort?

Weber Das hat sich geändert. Wir haben so tolle Teams, da muss ich nur wenige Impulse geben.

Sind Sie jeden Tag im Büro?

Weber Ja, was sonst? Ich stehe um 4.45 auf und spiele ab 5.20 Uhr 18-Löcher Golf. Um 7.45 bin ich in der Firma und um 22.30 Uhr im Bett.

Sie werden 70 und haben den Vertrag als Vorstandsvorsitzender bis 2013 verlängert. Ist ein Nachfolger in Sicht?

Weber Da gibt es mehrere mögliche Schultern, auf die sich die Verantwortung verteilen lässt. Mein Sohn hat bestimmt das Zeug dazu, aber das entscheidet der Aufsichtsrat.

Was war Ihr größter Coup?

Weber Man muss verrückt sein, um in Halle mit 22 000 Einwohnern ein Stadion zu bauen und die Gerry Weber Open zu starten. Das hat uns TV-Übertragungen in mehr als 120 Ländern gebracht und einen Werbewert für die Marke, der nicht zu beziffern ist.

Am Samstag startet Deutschlands einziges ATP-Rasentennisturnier. Was treibt Steffi Graf nach Halle?

Weber Wir sind stolz, dass sie im Showmatch aufspielt. Ich habe 1986 die damals 17-Jährige als Werbeikone engagiert. Ein Jahr später war sie Weltspitze. Das konnte ich nicht ahnen, aber der Schachzug war für die Firma gut.

Haben Sie noch unerfüllte Träume?

Weber Nein. Denn einer meiner größten, das Unternehmen in den MDAX zu führen, geht ja wahrscheinlich bald in Erfüllung. Ein Wunsch von mir ist natürlich, dass es der Familie gut geht und alle gesund sind.

Dagmar Haas-Pilwat stellte die Fragen.

(RP)
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