Geldanlage in Inflationszeiten

Ratgeber Die Rohstoffpreise steigen dramatisch, die Geldentwertung zieht an. Dennoch gibt es Möglichkeiten, Vermögen sicher und gewinnbringend anzulegen. Auch der Hauskredit lässt sich derzeit günstig umschulden.

Düsseldorf Klarer können die Warnungen vor allgemein steigenden Preisen nicht sein: Kupfer und Zink notierten gestern bei einem Allzeithoch am Rohstoffmarkt. Ein Fass Rohöl der Marke Brent kostete erneut rund 100 Dollar. Und billiges Geld der Zentralbanken gerade aus den USA und Europa sorgt weltweit für Inflationstendenzen – vor wenigen Tagen stieg die deutsche Preissteigerung auf 1,9 Prozent. "Angesichts der vielen Turbulenzen ist der reale Erhalt des Vermögens das dominierende Thema für Investoren", sagt der renommierte Vermögensverwalter Bert von Flossbach aus Köln. "Da müssen Investitionen über die Vermögensanlage sehr durchdacht getroffen werden."

Gefahr Staatsanleihen Tatsächlich stecken kleine Anleger und riesige Investoren wie der Allianz-Konzern in einer Zwickmühle. Einerseits können sie sich darüber freuen, dass die Renditen für die so beliebten soliden Anleihen des Bundes wieder deutlich angezogen sind.

Aktuell bietet der deutsche Staat als eine der besten Adressen der Welt für seine 10-Jahres-Anleihen 3,2 Prozent Verzinsung an. Tatsächlich bringt dies nur ein Prozent realer Verzinsung (nach Inflation). Und auf Dauer drohen Verluste: Falls die Inflation weiter steigt, sichern die 3,2 Prozent vielleicht nicht einmal das Vermögen. Das Ergebnis: Viele Vermögensverwalter raten nun von Investitionen in die bisherigen Anlegerhits Staatsanleihen ab.

Alternative Anleihen Sowohl Zinspapiere anderer Euro-Staaten wie die von Unternehmen bringen leicht zwei bis drei Prozent Zinsaufschlag. Aber hier gilt: Der Aufschlag ist eine Risikoprämie, man sollte nur einen begrenzten Teil des Vermögens hier investieren.

Tagesgeld Um auf höhere Zinsen für Langläufer zu warten, bieten sich Tagesgeldkonten und kurzfristige Papiere an. 2,2 Prozent gibt es für Tagesgeld bei der Bank of Scotland, zwei Prozent bei ING Diba – allerdings nur für Neukunden. Ein einjähriger Pfandbrief bei der deutschen Niederlassung der Banco Santander bringt 2,25 Prozent.

Chance Aktien/ETF Trotz schlimmer Einbrüche an den Börsen gilt: Anleger, die wirklich langfristig investieren wollen, sind mit Aktien meist gut bedient. So stiegen die Kurse der 30-Dax-Konzerne seit 1960 im Jahresschnitt um mehr als sieben Prozent. Inzwischen entwickeln sich so genannte Exchange Traded Funds (ETF) als neuer Liebling vieler Anleger: Die ETF verteilen das Vermögen so wie ein Fonds in die Papiere von vielen Unternehmen, kosten aber weniger Verwaltungsgebühren. Weil sie sich beim Kauf der Einzelpapiere starr an Indizes wie dem Dax 30 oder dem Euro-Stoxx (Konzerne der Eurozone) orientieren, brauchen sie keine teuren Fondsmanager und bringen trotzdem häufig mehr Rendite als von denen verwaltete Fonds. Der Knackpunkt ist aber: Aktienanleger müssen Nerven und Zeit haben – es kann auch einmal einige Jahre mächtig nach unten gehen.

Chance Umschuldung Steigende Inflation führt zwar zu steigenden Zinsen. Doch noch sind Baukredite mit rund 3,6 Prozent fast zwei Prozentpunkte billiger, als zehnjährige Baukredite im Schnitt der vergangenen 20 Jahre kosteten. Wer jetzt umschuldet, kann also viel Geld sparen: Wer beispielsweise 100 000 Euro Baukredit kündigt und den alten Zinssatz von angenommen fünf Prozent durch 3,6 Prozent ersetzt, spart in zehn Jahren 14 000 Euro. Hausbesitzer sollten sich informieren, ob und wann ein Vertrag kündbar ist. Tipp: Mit Forward-Darlehen können die günstigen Zinsen auch für einen Umschuldungstermin in der Zukunft gesichert werden.

(RP)
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