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Auswirkungen auf NRW-Wirtschaft Der Preis des Energie-Embargos gegen Russland

Meinung | Düsseldorf · Ein Lieferstopp für Gas aus Russland wäre schlimm genug für Deutschland. Die NRW-Wirtschaft müsste die größten Opfer bringen.

 Eine Demonstration auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude .

Eine Demonstration auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude .

Foto: dpa/Annette Riedl

Die Abhängigkeit von russischem Öl konnte schneller abgebaut werden als erwartet – eine gute Nachricht! Für Gas hingegen würde ein Embargo oder Lieferstopp die deutsche Wirtschaft hart treffen. Wie hart, ist unter Ökonomen höchst umstritten. Seriöse Schätzungen reichen von zwei bis sechs Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Schätzungen sind jedoch unsicher, da die genauen Reaktionen der betroffenen Unternehmen auf eine so drastische Maßnahme naturgemäß niemand genau kennt. Gleichwohl gehen viele Ökonomen davon aus, dass das Embargo zwar äußerst schmerzhaft, aber letztlich insgesamt zu verkraften wäre. Die Auswirkungen wären jedoch regional keineswegs gleich verteilt. Nordrhein-Westfalen ist etwa der bedeutendste Chemiestandort in Deutschland; die Auswirkungen würden hier besonders zu spüren sein – vor allem an Rhein und Ruhr, wo die Chemie noch einmal bedeutender ist als im Rest des Landes.

Alternativ zu einem Embargo wird eine Sondersteuer auf russische Gaslieferungen diskutiert. Damit verbunden ist die Hoffnung, so die russischen Exporterlöse effektiv zu drosseln, ohne auf das Gas verzichten zu müssen. Das könnte sich jedoch als trügerisch erweisen. Russland wird versuchen, eine solche Steuer auf die Importeure abzuwälzen, und den Gaspreis entsprechend erhöhen. Ob das gelingt, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: wie leicht andere Gas-Anbieter ihre Lieferungen nach Deutschland erhöhen können und wie einfach deutsche Unternehmen auf russisches Gas verzichten können. Beides scheint zumindest kurzfristig sehr schwierig zu sein. Somit dürfte eine Importsteuer, zumindest kurzfristig, vor allem den Gaspreis erhöhen und weiter inflationstreibend wirken, die russischen Exporterlöse aber nicht unbedingt merklich schmälern. Zugleich werden übrigens noch immer Waren aus Deutschland und der EU nach Russland exportiert, auch wenn die Exporte im März um rund die Hälfte eingebrochen sind. Dies gilt es in jedem Fall zu stoppen.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.

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