Integration Der Staat versagt bei den Ukraine-Flüchtlingen

Meinung | Düsseldorf · Eine bessere Integration der gut ausgebildeten Ukraine-Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt wäre möglich. Doch unser Staat ist zu rückständig.

 Die mangelnde Leistungsfähigkeit der staatlichen Bürokratie ist ein Problem.

Die mangelnde Leistungsfähigkeit der staatlichen Bürokratie ist ein Problem.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Über 70 Prozent der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Deutschland haben einen Hochschulabschluss, aber nur 18 Prozent inzwischen eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit, weitere sechs Prozent einen Minijob. Man mag meinen, dass die schleppende Integration in den Arbeitsmarkt primär an den Sprachbarrieren liege. Doch ein Blick in unsere Nachbarstaaten offenbart: Die wesentlichen Gründe liegen woanders. In Dänemark haben über 70 Prozent der Geflüchteten bezahlte Arbeit, in den Niederlanden ist es mehr als die Hälfte. In Polen, der Tschechischen Republik, Irland und Großbritannien haben zwischen der Hälfte und zwei Dritteln der Geflüchteten Arbeit. Warum klappt das bei uns nicht?

Zwei Gründe sind offenbar ausschlaggebend: Zum einen mangelt es in Deutschland schon lange an geeigneten Möglichkeiten für eine ganztägige, verlässliche Kinderbetreuung. Das erschwert es insbesondere Frauen, am Erwerbsleben teilzunehmen oder auch Sprachkurse zu besuchen. Zum anderen ist – wieder einmal – die mangelnde Leistungsfähigkeit der staatlichen Bürokratie ein Problem. Während unsere Nachbarländer einfache, teils digitale Anlaufstellen geschaffen haben, an denen alles unkompliziert erledigt werden kann, müssen die Geflüchteten in Deutschland von Pontius zu Pilatus laufen, um alle erforderlichen Anerkennungen und Genehmigungen zu erhalten – wobei sie nicht wirklich laufen, sondern eher in endlosen Schlagen stehen. Erneut versagt der Staat. Die mangelnde Integration der Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt ist nicht nur deswegen tragisch, weil in Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel Arbeitskräfte volkswirtschaftlich völlig sinnlos ungenutzt bleiben. Noch gravierender ist, dass die mangelnde Teilnahme am Erwerbsleben auch die gesellschaftliche Integration unnötig erschwert. Zu allem Überfluss kostet das Ganze den Steuerzahler auch noch unnötig Geld – da kann man fast nur noch resigniert mit dem Kopf schütteln.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.

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