Geld und Leben Wie die Politik den Bau von Wohnraum unterstützen sollte
Meinung · Wohnraum bleibt knapp – und teuer. Angesichts steigender Zinsen und ebenfalls gestiegener Baukosten braucht es Impulse für den Bau neuer Wohnungen. Wie die aussehen sollten. Und wie nicht.
Ein anständiges Dach über dem Kopf zu haben, ist ein Grundbedürfnis. Kein Wunder, dass es fürs Wohnen in Berlin ein eigenes Bundesministerium gibt. Nun vermietet der Staat nicht selbst, sondern regelt Finanzierung, Bau und Vermietung. Dabei ist die Lage am Wohnungsmarkt in Deutschland kritisch. Wohnraum fehlt, der vorhandene ist – zumal in Ballungsräumen – sehr teuer. Was tun?
Zur Wahl stehen zwei gegensätzliche Wege. Der statische Ansatz geht davon aus, dass genug Wohnraum zur Verfügung steht. Schuld an der Krise sei Fehlverhalten der Vermieter, etwa überhöhte Renditeansprüche und Leerstände aufgrund von Spekulation. Abhilfe zu schaffen, versucht dieser Ansatz durch Mietpreisbremsen, starken Mieterschutz und ein Verbot touristischer Vermietungen über Plattformen wie Airbnb. Der dynamische Ansatz geht davon aus, dass wir auf Dauer nicht genügend Wohnraum haben. Zuwanderung und Klimakrise verschärften die Lage. Also müsse das Angebot – Neubau, Umbau und Ausbau – durch erleichterte Bedingungen gefördert werden. Hierzu zählen das Angebot von Grundstücken, mehr Tempo bei Genehmigungen, die Begrenzung von Auflagen und die Förderung günstiger Finanzierung.
Angesichts stark gestiegener Baukosten teilte Deutschlands größter Vermieter kürzlich mit, man werde jedenfalls 2023 keinen Neubau mehr beginnen. Die erforderlichen Mieten von etwa 20 Euro pro Quadratmeter überstiegen die Leistungsfähigkeit der Interessenten bei weitem. Reaktion aus dem Wohnministerium: Man solle trotzdem bauen und dadurch Geld sparen, dass man keine Dividende ausschütte. Was vollkommen übersieht, dass Dividenden keine Kosten sind, die man einsparen kann. Wenn ein Unternehmen keinen Gewinn erzielt, kann es auf Dauer auch nichts ausschütten. Allerdings wird es dann bald seinen Betrieb einstellen müssen. Die Börse, die im übrigen auch Aktien dieses Unternehmens handelt, geht zur Branche auf Distanz. Wohnungsbauaktien werden erst wieder attraktiv, wenn die Politik die Angebotsbedingungen deutlich verbessert.