Geld und Leben Das Schweigen der Bankenaufsicht

Meinung · Die Pleite der Silicon Valley Bank verunsichert die Finanzmärkte weltweit. Was das für Deutschland bedeutet – und warum die Bundesbank mit ihrer Kommunikation keine gute Figur macht.

Die ehemalige Mutter der kollabierten Silicon Valley Bank, SVB Financial Group, hat Konkurs angemeldet.

Die ehemalige Mutter der kollabierten Silicon Valley Bank, SVB Financial Group, hat Konkurs angemeldet.

Foto: dpa/Jeff Chiu

Vor einer Woche brach die amerikanische Silicon Valley Bank (SVB) zusammen. Diese Pleite schürte auch Unsicherheiten bezüglich der Solidität deutscher Banken. Aber: Auch wenn das wirtschaftliche Umfeld für Banken derzeit schwierig ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer ausgewachsenen Bankenkrise kommt, gering. Die deutschen Banken haben ein anderes Geschäftsmodell. Die SVB war eine Bank für Start-ups. Diese verfügten in den letzten Jahren über extrem viel Liquidität, die sie bei der SVB anlegten. Die SVB investierte diese Einlagen in niedrig verzinste US-amerikanische Staatsanleihen. Mit der Zinswende im vergangenen Jahr sanken die Kurse dieser Staatsanleihen. Gleichzeitig benötigten die Start-ups Liquidität und zogen Einlagen ab. Um diese Einlagenabzüge zu befriedigen, musste die SVB die Staatsanleihen mit großen Verlusten notverkaufen. Das Vertrauen in die Bank sank, Einlagen wurden nun erst recht abgezogen, ein Bank-Run setzte ein, die SVB war pleite.

Auch in Deutschland halten Banken niedrig verzinste Staatsanleihen. Auch der Wert dieser Anleihen ist mit den Zinserhöhungen stark gesunken. Aber derzeit ist nicht abzusehen, dass diese Anleihen notverkauft werden müssen. Zudem ist seit der Finanzkrise 2008 die Widerstandsfähigkeit der Banken gestiegen. Hinzukommt, dass, im Gegensatz zu den Einlagen bei der SVB, die Einlagen bei deutschen Banken grundsätzlich über den Einlagensicherungsfonds gesichert sind. Die Gefahr eines Bank-Runs ist damit sehr gering. Zu kritisieren ist allerdings die Kommunikation der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesbank. Eine US-Bank geht pleite, das ruft Unsicherheiten bezüglich der Solidität europäischer Banken hervor, die Finanzmärkte reagieren extrem nervös und – die EZB und Bundesbank als oberste Bankenaufseher schweigen! Kein Statement, keine Einschätzung. Weiterhin zeigt die SVB-Krise, dass ein Aspekt in der Bankenregulierung überdacht werden sollte: Staatsanleihen werden bislang als hochliquide Mittel anerkannt.

Die Autorin ist Professorin für monetäre Makroökonomik an der Universität Düsseldorf. Sie wechselt sich mit dem Wettbewerbsökonomen Justus Haucap und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.

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