Geld und Leben Die Inflation bleibt das Hauptübel

Meinung · Die Europäische Zentralbank macht wirklich ernst mit der Inflationsbekämpfung. Denn Energie- und Lebensmittelpreise sind nicht die alleinige Ursache. Die Geldentwertung frisst sich in alle Bereiche der Wirtschaft.

 Die Europäische Zentralbank in Frankfurt.

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Um die hohe Inflation zu bekämpfen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) in der letzten Woche ihre Zinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Der entscheidende Leitzins liegt jetzt bei 2,5 Prozent. Diese Zinsentscheidung war richtig. Die Inflation ist hoch (im Januar lag die Inflationsrate im Euroraum bei 8,7 Prozent) und für dieses und das nächste Jahr werden Inflationsraten erwartet, die über dem Zielwert der EZB von zwei Prozent liegen. Entscheidend ist aber, dass die hohe Inflationsrate in erster Linie nicht mehr nur die stark gestiegenen Preise für Energie und Nahrungsmittel widerspiegelt. Auch die Kerninflationsrate, die diese Preiserhöhungen nicht berücksichtigt, liegt bei über fünf Prozent. Es sind fast alle Preise stark gestiegen, zum Beispiel auch für Körperpflegeprodukte oder Schreibwaren. Insgesamt „frisst sich die Inflation immer mehr durch die Wirtschaft und gewinnt an Breite“, wie Joachim Nagel, der Präsident der Deutschen Bundesbank, sagt.

Durch die Zinserhöhung sagt die EZB der Inflation weiter den Kampf an: Die Erhöhung bewirkt steigende Zinsen. Damit werden weniger Kredite aufgenommen, und es besteht ein stärkerer Anreiz zu sparen. Es wird also weniger konsumiert, die Nachfrage auch nach Konsumgütern geht zurück. Dieses dämpft den Preisdruck.

Natürlich wirken derzeit auch die hohen Preise selbst und schlechtere Konjunkturaussichten dämpfend auf die Nachfrage. Auch der allmähliche Abbau der Lieferengpässe und die gesunkenen Energiepreise wirken preisdämpfend. Doch bestehen auch weiterhin Risiken für steigende Preise, zum Beispiel durch mögliche hohe Lohnabschlüsse oder steigende Rohstoffpreise als Folge einer schnellen und starken Erholung der chinesischen Wirtschaft, die die Nachfrage nach Rohstoffen erhöht.

Insgesamt betrachtet war es derzeit richtig, dass die EZB die Zinsen weiter erhöht hat. Insbesondere wenn man bedenkt, dass ein Leitzins von 2,5 Prozent auch angesichts einer Kerninflationsrate von über fünf Prozent noch relativ niedrig ist.

Unsere Autorin ist Professorin für monetäre Makroökonomik an der Universität Düsseldorf. Sie wechselt sich hier mit dem Wettbewerbsökonomen Justus Haucap und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.

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