Emerging Markets China erwacht zu neuem Leben

Meinung | Düsseldorf · Einst waren China und die Emerging Markets die Börsenrenner. Da blockte die No-Covid-Politik Pekings alles ab. Jetzt steht die erneute Kehrtwende an.

 Das Geschäftsviertel von Peking.

Das Geschäftsviertel von Peking.

Foto: AFP/WANG ZHAO

Für Länder wie Brasilien, die Türkei und China hat die Börse einen einprägsamen Namen: „Emerging Markets“ – auf Deutsch: aus denen wird noch was. Und das bezieht sich nicht nur auf die jeweiligen Volkswirtschaften, sondern auch auf ihre Finanzmärkte. Im Vergleich haben die Industrieländer einen riesigen Vorsprung, so dass sie über höhere Einkommen und wertvollere Unternehmen verfügen, aber auch wesentlich höhere Schulden aufweisen. Unter den Emerging Markets ist China mit weitem Abstand am bedeutendsten – wir sprechen schließlich über die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Und gerade dort waren die Irritationen zuletzt groß. Die Liste der Probleme wuchs 2022 kräftig an: nach scharfen Bremsmanövern bei einigen der bedeutendsten Internet-Unternehmen und einer Quasi-Verstaatlichung der Bildungsbranche drehte die Regierung der wichtigen Immobilienbranche beinahe den Geldhahn zu.

Dazu brachte die rigorose Null-Covid-Politik in Teilen des Landes immer wieder das öffentliche Leben zum Stillstand. Das galt auch für die Industrie sowie zentrale Umschlagplätze wie Containerhäfen. Die Zahl der Flüge ins Ausland sank um 97 Prozent. Hatte die Regierung in den Jahren zuvor Wirtschaftswachstum immer an die erste Stelle gesetzt, so schien sie mehr als ein Jahr lang darauf keine Rücksicht mehr zu nehmen.

Doch jüngst erfolgte die Kehrtwende. Covid-Maßnahmen spielen keine Rolle mehr, und neue Lockerungen für den Immobiliensektor sind im Gespräch. Die Flugverbindungen ins Ausland haben sich zuletzt verdreifacht. Kein Wunder, dass die Börse die Wiederbelebung feiert. In der Tat gibt es nach einer Kurshalbierung noch immer günstige Gelegenheiten. Zumal auch die umliegenden Länder kräftig profitieren. Dazu zählen Thailand als eines der wichtigsten Touristenziele und Indonesien als bedeutender Handelspartner. Wer auf die Öffnung Chinas setzt, ist also gut beraten, seine Anlagen über mehrere Plätze zu streuen. Nach längerer Durststrecke kann 2023 das Jahr der Emerging Markets werden.

Unser Autor leitet die Vermögensabteilung von HSBC Deutschland in Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit den beiden Wirtschaftsprofessoren Ulrike Neyer und Justus Haucap ab.

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