Geld und Leben Der Einstieg Chinas im Hamburger Hafen ist eine Chance

Meinung · Die chinesische Staatsreederei Cosco darf nun doch bei einem Terminal einsteigen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat recht mit seinen Bedenken. Warum es troztdem gut ist für den Hafen im Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen.

 Containerschiffe liegen am Terminal Tollerort der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).

Containerschiffe liegen am Terminal Tollerort der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).

Foto: dpa/Christian Charisius

Nach monatelangem Streit darf die chinesische Reederei Cosco nun 24,99 Prozent der Anteile am kleinsten der vier Containerterminals im Hamburger Hafen erwerben. Nicht nur bei der Opposition, auch innerhalb der Bundesregierung gibt es schwere Bedenken. Allerdings blieben diese schweren Bedenken wenig konkret und recht diffus. Worin genau besteht die konkrete Gefahr?

Während im Falle des Erdgasspeichers Rehden die fast vollständige Entleerung durch den russischen Eigentümer konkrete Probleme für die deutsche Volkswirtschaft verursachen konnte, ist völlig unklar, welches Drohpotenzial von der chinesischen Beteiligung an dem Terminal ausgehen soll. Einfach schließen kann Cosco den Containerterminal Tollerort mit seiner Minderheitsbeteiligung nicht. Und selbst im hypothetischen Fall einer Schließung lässt sich ein Terminal viel leichter wieder öffnen, als sich ein Gasspeicher befüllen lässt. Auch die Befürchtung, dass Cosco so an sicherheitsrelevante Informationen gelange, die in China ansonsten nicht verfügbar wären, scheint recht weit hergeholt. Die Chancen hingegen sind klar: Durch die Beteiligung wird das Interesse Coscos zunehmen, mehr Waren aus China durch den Hamburger Hafen abzuwickeln und den Hafen so im Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen zu stärken.

Es ist richtig, in Bezug auf die Interessen Chinas nicht naiv zu sein. Gleichwohl ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Zu einer solch differenzierten Betrachtung gehört nicht nur die Analyse von Risiken, die mit chinesischen Investitionen in Deutschland verbunden sind. Mindestens vergleichbare Risiken und Abhängigkeiten können durch deutsche Investitionen in China entstehen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat daher recht, wenn er prinzipiell über ein sogenanntes Outbound Investment Screening, also eine Prüfung deutscher Investitionen in China, nachdenkt. In den USA gibt es das schon seit geraumer Zeit, und zwar aus guten Gründen.

Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.

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