Serie Mein Geld Geldanlage mit reinem Gewissen

Serie | Düsseldorf · Grüne Investments liegen im Trend. Umwelt- und Sozialverträglichkeit werden für Investoren immer wichtiger. Aber es ist schwer, schwarze Schafe in der Branche zu erkennen, weil einheitliche Standards fehlen.

Windpark bei Lichtenau in Ostwestfalen-Lippe.

Windpark bei Lichtenau in Ostwestfalen-Lippe.

Foto: picture alliance / Jochen Tack/Jochen Tack

In Zeiten von Klimawandel und ökologischem Umbau der Wirtschaft achten immer mehr Sparer bei der Geldanlage nicht mehr nur auf Rendite und/oder Sicherheit, sondern auch auf Nachhaltigkeit. Nach Angaben des Forums Nachhaltige Geldanlagen ist zwischen 2010 und 2021 das Volumen solcher Investments von 17 Milliarden auf 409 Milliarden Euro gestiegen. Umweltspezifische, ethische und soziale Belange werden immer wichtiger – aber ohne dass die Kriterien für Investments, die solchen Ansprüchen genügen, klar definiert wären.

Worauf sollten Anleger achten? „Es gibt keine gesetzliche Definition für Nachhaltigkeit. Deshalb muss sich jeder Anleger erst mal selbst darüber klar werden, was er für nachhaltig hält. Für die einen ist Kernkraft ein No-Go, für andere auf jeden Fall besser als Kohle“, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW. Aber: „Die Taxonomie (dient als Klassifizierungssystem für nachhaltige Finanzprodukte und Investitionen in der EU, Anm.d.Red.) schafft Transparenz. Anbieter müssen künftig genau erklären, warum das angebotene Produkt nachhaltig sein soll.“ Und: „Es wird von Jahr zu Jahr einfacher, an solche Informationen zu kommen.“

Was gehört zu grünen Geldanlagen? Darunter fallen sowohl Aktien, Anleihen, Fonds-Anteile oder Sachwertinvestments wie solche in ein bestimmtes Immobilienprojekt. Green Bonds zum Beispiel sind festverzinsliche Wertpapiere, bei denen der Emittent (derjenige, der die Anleihe ausgibt) sich gegenüber dem Investor verpflichtet, das Geld zur Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen. Beispiele dafür sind die E-Mobilität, Windkraft, Solaranlagen oder die energetische Sanierung von Immobilien. Aber auch Mikrofinanzfonds, die in entsprechende Institute mit Krediten für Kleinstgewerbetreibende in Schwellen- und Entwicklungsländern investieren, lassen sich zu den nachhaltigen Geldanlagen zählen. Wichtig in dem Zusammenhang ist ESG, das steht für „Environmental Social Governance“ (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Diese Punkte können als Richtschnur für Investoren dienen.

Wie groß ist das Volumen grüner Anlagen? Allein im Lauf der 2010er-Jahre hat sich das Volumen vervielfacht. Gleichzeitig ist der Kapitalbedarf enorm. Nach Einschätzung von Experten werden jährlich vier Billionen US-Dollar zur Bewältigung des Klimawandels benötigt.

Wer gibt beispielsweise grüne Anleihen aus? Sowohl die öffentliche Hand als auch private Unternehmen. Also Staaten, Bundesländer, Industrieunternehmen oder Banken. Bis 2026 soll das Gesamtvolumen an grünen Anleihen in der EU rund 250 Milliarden Euro umfassen. Der Bund hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr grüne Wertpapiere mit einem Emissionsvolumen von 14,5 Milliarden Euro ausgegeben und lag Ende 2022 bei insgesamt 38,5 Milliarden Euro.

Was muss man als Anleger beachten? Weil es keinen europaweit einheitlichen Standard gibt, sind unter den Anbietern auch immer wieder schwarze Schafe zu finden, die ihre Investments als ökologisch anpreisen, in Wahrheit aber auch in Projekte investieren, die nicht umweltschonend sind.

Dieses sogenannte Greenwashing lässt sich aber nur schwer nachweisen. „Wenn man Greenwashing abmahnen will, erfolgt das meist über unzulässige Werbung, weil es für den Begriff Nachhaltigkeit selbst keine gesetzliche Definition gibt“, räumt Scherfling ein. Es gebe auch Siegel, aber diese seien nur ein Hilfsmittel und sollten keinesfalls der ausschlaggebende Grund für den Kauf eines nachhaltigen Produkts sein: „Jedes Siegel ist nur so gut wie der Siegel-Herausgeber und die Kriterien, nach denen es vergeben wird.“

Autoren der Bürgerbewegung Finanzwende kamen jüngst in einer Studie zu dem Ergebnis, dass „vermeintlich nachhaltige Fonds allein zwischen Dezember 2021 und März 2022 fast eine Milliarde US-Dollar zusätzliches Geld in fossile Energieunternehmen gesteckt haben“. Die untersuchten Fonds seien im Durchschnitt um 7,9 Prozent CO2-intensiver geworden. Untersucht worden waren mehr als 2400 als nachhaltig beworbene Fonds zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März des vergangenen Jahres. In diesem Zeitraum hätten die Fonds für 2,6 Milliarden Dollar Aktien aus dem Energiesektor gekauft. Die weiteren Investitionen in Aktien von Unternehmen im Sektor der erneuerbaren Energien seien mit 138 Millionen Dollar vergleichsweise gering ausgefallen.

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