Sechs Geldinstitute im Test So gut ist Bankberatung in der Region

Serie | Düsseldorf · Um 10.000 Euro sinnvoll und gewinnbringend anzulegen, braucht es Vorwissen – oder eine gute Beratung. Wir haben sechs Banken in der Region getestet und uns beraten lassen.

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Foto: dpa/Arne Dedert

Wenn ich eins über meine Generation weiß, dann folgendes: Eine großzügige gesetzliche Rente wird es für unsere Altersgruppe zwischen 20 und 30 im Alter wohl nicht geben. Umso wichtiger ist es, über private Altersvorsorge und Geldanlagen nachzudenken. Zum Beispiel dann, wenn man wie ich 10.000 Euro von der Familie geschenkt bekommt. Das erzähle ich zumindest den sechs Bank-Beratern in der Region, als ich mich für ein Erstberatungsgespräch mit ihnen treffe. Einzige Vorgabe: Ich will das Geld investieren und dabei ein niedriges Risiko eingehen. Wo wird man mich am besten beraten? Die Institute: die Postbank in Düsseldorf, die Commerzbank in Neuss, die Santander in Düsseldorf, die Stadtsparkasse Mönchengladbach, die Deutsche Bank in Düsseldorf und die Volksbank Krefeld.

Das sagt ein Verbraucherschützer

Was genau macht eine gute Bankberatung aus? Ich habe bei der Verbraucherzentrale NRW nachgefragt. „Grundsätzlich empfehlen wir, sparsam mit den eigenen Daten umzugehen“, sagt Verbraucherschützer David Riechmann. Wer aber eine passgenaue Beratung wünsche, komme nicht darum herum, der Bank persönliche Informationen offenzulegen. „Das Gehalt und die grobe Berufsbezeichnung werden regelmäßig abgefragt, um zu schauen, welche Beträge investiert werden können und ob Finanzwissen besteht“, sagt Riechmann. Eine Auskunft über den Arbeitgeber sei aber nicht zwingend notwendig. In jedem Fall sollte man sich Zeit nehmen. „Sobald man unter Druck gesetzt wird und keine Zeit bekommt, Dokumente zu lesen, spricht das nicht für die Seriosität – auch bei Abschluss von Verträgen“, sagt Riechmann. Er empfiehlt, die Beratung dann abzubrechen.

Hat man doch das Gefühl, zu einer Unterschrift gedrängt worden zu sein, kann man diese revidieren. „Grundsätzlich kann man die erteilte Zustimmung zur Datenverarbeitung jederzeit für die Zukunft widerrufen“, so der Experte. „Daneben gibt es auch das Recht auf Löschung der Daten.“ Dafür solle man sich an den Datenschutzbeauftragten des Bankinstituts wenden. Wichtig ist: „Bankberater und andere Finanzvermittler werden in der Regel auf Provisionsbasis bezahlt“, sagt Riechmann. „Sie sind also Verkäufer. Das sollte man immer im Kopf behalten.“

Datenverarbeitung

Schon bei der Terminbestätigung zeigt sich, wie die Banken mit Daten umgehen: Postbank, Commerzbank und Volksbank Krefeld bitten darum, dass ich Personalausweis, Gehaltsnachweis, aktuelle Versicherungsunterlagen, Steuer-ID oder eine Übersicht über meine Geldanlagen mitbringe. Deutsche Bank, Santander sowie die Stadtsparkasse Mönchengladbach wollen keine Unterlagen sehen.

In den Gesprächen vor Ort werden viele weitere Informationen eingeholt. Bei der Postbank fragt der Berater zehn Minuten lang persönliche Daten ab – auch Details zu Job und Arbeitgeber. Dann soll ich eine zwölfseitige Vereinbarung unterschreiben. Ich bitte darum, mir diese zuhause durchzulesen. Er lehnt ab: Damit eine Beratung stattfinden dürfe, müsse ich sofort unterschreiben. Worin ich einwillige, kann er mir nicht erklären. Tatsächlich handelt es sich um die Einwilligung zur Datenverarbeitung und Eröffnung einer Bankverbindung, wie ich später herausfinde. Zudem erhält die Bank mit meiner Unterschrift auch die Erlaubnis, meine Daten an die Schufa zu übermitteln.

Die Mitarbeiterin der Deutschen Bank sagt, sie habe schon Daten von mir durch mein Gespräch mit der Postbank – einer Marke der Deutschen Bank. Sie fragt mich nach Versicherungen wie Rechtsschutz oder Berufsunfähigkeit. Die Offenlegung weiterer Daten lehne ich ab. Ohne diese könne die Mitarbeiterin, so sagt sie, die Software nicht nutzen und führt auf Papier durch die Beratung. Mehrmals weist sie darauf hin, dass diese mit Software einfacher wäre.

Diskretion

Es ist wichtig für Kunden, dass Beratungsgespräche diskret geführt werden. Bei der Stadtsparkasse Mönchengladbach, der Deutschen Bank, der Volksbank in Krefeld und der Santander laufe ich nicht Gefahr, dass andere Kunden zuhören. Die Gespräche dort führen die Berater in separaten Büros. In den anderen Banken geschieht das allerdings in Großraumbüros, sodass man im Wartebereich jedes Detail mithören kann. Bei der Commerzbank in Neuss erfahre ich so den Kontostand eines älteren Herrn. In der Postbank-Filiale in Düsseldorf sind die Beratungsräume lediglich mit Kunststoffwänden abgesteckt.

Sorgfaltspflicht

Ich verbringe überall gut eine Stunde und versuche herauszufinden, wie verständlich die Mitarbeiter Zusammenhänge erklären. Besonders zufrieden bin ich in Mönchengladbach. Der Mitarbeiter geht Begrifflichkeiten durch, ohne zu fachsimpeln, zeigt Anlegemöglichkeiten auf und lässt Raum für Rückfragen. Auch bei der Commerzbank bekomme ich auf alle Fragen eine Antwort.

Die Mitarbeiterin der Santander Bank dagegen erklärt kaum etwas, sondern stellt Fragen zu meinen materiellen Zielen. Diese notiert sie sich auf einer Mustervorlage in Papierform. Darauf sind Kacheln gedruckt mit Überschriften wie „langfristige Wünsche“. Von einer Bankmitarbeiterin erwarte ich ein komplexeres Vorgehen. Auch das Treffen mit dem Postbank-Mitarbeiter lässt Fragen offen. Immerhin: Seine Handlungsempfehlung stellt er gut grafisch dar.

Häufigste Empfehlung

Die meisten Bankberater empfehlen Kombinationen aus mehreren Investments. Die Deutsche Bank rät mir, die 10.000 Euro direkt anzulegen und zusätzlich jeden Monat einen Anteil meines Einkommens in die Altersvorsorge zu stecken. Die Mitarbeiterin empfiehlt dafür einen Mix aus Aktien und festverzinslichen Anleihen. Bei der Stadtsparkasse Mönchengladbach heißt es, ich solle mein Vermögen in verschiedene Töpfe wie Rente, Aktien und offene Immobilienfonds stecken. Letztere ermöglichen es, sich mit kleinen Beträgen an Immobilien zu beteiligen.

Der Berater der Postbank rät mir von Wertpapieren oder Depots ab. Ich sei ja schließlich risikoscheu. Bei der Volksbank Krefeld vertröstet man mich: Nach rund 30 Minuten entlässt mich der Mitarbeiter mit den Worten, er werde mit einem Vermögensberater eine Handlungsempfehlung ausarbeiten und sich melden. Die Mitarbeiterin der Santander empfiehlt mir ein Girokonto, da ich allen Banken signalisiere, dass ich grundsätzlich offen für einen Bankenwechsel sei. Das nutzen die Berater, um mich für ihr Institut anzuwerben. Die Mitarbeiterin der Santander rät mir zusätzlich zu einer Kreditkarte, einem Tagesgeldkonto und einem gebührenfreien Depot. Planlos und mit sieben Broschüren in der Hand verlasse ich die Filiale.

Fazit

Bankberatungen sind oft nicht so unverbindlich, wie sie scheinen. Schon bei einem Erstgespräch fragen Banken viele persönliche Daten ab.

Bankberatungen sind oft nicht so unverbindlich, wie sie scheinen. Schon bei einem Erstgespräch fragen Banken viele persönliche Daten ab.

Foto: picture alliance / PantherMedia/Andriy Popov

Anleger sollten sich vor einem Bankgespräch darüber im Klaren sein, dass Berater häufig finanziell von einem Investment profitieren. Vor jeder Unterschrift sollten Kunden sich daher genau durchlesen, welche Einwilligung sie damit geben – und sich überlegen, wie viele Daten sie preisgeben wollen. Wer unsicher ist, bei welcher Bank er am besten aufgehoben ist, sollte zum Vergleich mehrere Gespräche wahrnehmen um herauszufinden, welche Bank zu den eigenen Bedürfnissen passt. Unabhängige Beratungen gegen Honorar gibt es zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale NRW oder anderen Anbietern. Die Verbraucherzentrale veranschlagt dafür 190 Euro.

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