Aktienmarkt Geht die Börsenrally so weiter?

Düsseldorf · Der Dax, wichtigster deutscher Aktienindex ist kurzzeitig über 13.600 Punkte gestiegen. Die Geldpolitik treibt die Kurse.

Aktienmarkt: Geht die Börsenrally so weiter?
Foto: grafik/Grafik: Schnettler

Fast auf den Tag genau zwei Jahre hat es gedauert, bis der Deutsche Aktien-Index (Dax) wieder einen Rekordwert erreicht hat. Am 23. Januar 2018 schaffte der Index 13.597 Punkte, und schon da haben viele vermutet, dass die 14.000-Punkte-Marke alsbald geknackt würde. Aber das ist bis heute noch nicht geschafft. Am Mittwoch stieg der Dax zwischenzeitlich bis auf 13.640 Punkte, konnte das Niveau aber nicht halten. War das Ganze also nur ein kurzes Hoch, oder geht der Trend längerfristig weiter nach oben?

Einige deutsche Banken hatten für den Dax bereits zum Jahreswechsel eine günstige Prognose gestellt und dem Index für 2020 einen Sprung auf 14.000 Punkte zugetraut. Den ersten Schritt hat er am Mittwoch immerhin gemacht. Da hat der Aktienmarkt unter anderem von neuer Zuversicht in Sachen Konjunktur profitiert. Die wird dadurch geschürt, dass weder in den USA noch in Europa eine Zinssteigerung in Sicht ist, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China sich zuletzt zu entspannen schien, und dass die Auseinandersetzungen zwischen den USA und dem Iran, die schon einen Krieg in Nahost heraufzubeschwören drohten, nicht weiter eskalierten.

Für die Antwort auf die Frage, ob der Dax seine Rekordjagd fortsetzen wird, könnten indes auch noch ein paar andere Argumente wegweisend sein. Der Dax-Stand fühle sich eigentlich falsch an, schreibt beispielsweise DZ-Bank-Konjunkturexperte Stefan Bielmeier: Seine Argumente: Die „weltweit wenig dynamisch verlaufende Konjunktur“ belaste den Export, die Autoindutrie kämpfe mit dem technologischen Wandel. Außerdem: „Trendthemen aus den Bereichen Technologie, Internet und anderen Sektoren werden in den USA und China vorangetrieben, nicht in Deutschland.“ Die Tatsache, dass in der Niedrigzinsphase kaum nennenswerte Investment-Alternativen bleiben (bei Bundesanleihen beispielsweise zahlt der Anleger schon seit geraumer Zeit drauf) und die Europäische Zentralbank die Märkte weiter mit Liquidität überschwemmt, spricht dennoch für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Das sieht auch Karsten Tripp, Chefanlagestratege Private Banking bei HSBC Deutschland, so: „Der Dax hat noch ordentlich Potenzial. Die 14.000 Punkte werden wir wohl noch in der ersten Jahreshälfte sehen.“ Kurzfristig könnten die Kurse zwar um drei bis vier Prozent fallen. Aber: „Der Trend geht nach oben. So lange die Notenbanken die Märkte so fluten wie jetzt und es keine Alternativen bei den Anlagen gibt, steigen die Kurse.“ Was Tripp empfiehlt, „ist alles, was mit Konsum zu tun hat“, weil der Arbeitsmarkt gut laufe und die Lohnentwicklung positiv sei. Zurückhaltender wäre Tripp dagegen bei Aktien der Autobauer: „Die haben zuletzt vereinzelt gute Zahlen vorgelegt, aber in Sachen Elektromobilität noch keine durchgreifenden Erfolgsstrategien präsentieren können.“

Der erwartete Kursanstieg ist aber auch aus Tripps Sicht mit Unsicherheiten behaftet. Beim Brexit wisse man immer noch nicht genau, was zu erwarten sei; auch im Konflikt USA/Iran sei keine wirkliche Lösung erreicht worden. Und was den Handelsstreit angeht: „Vor einem Jahr betrug der Durchschnittszoll auf chinesische Exporte in die USA drei Prozent. Jetzt sind es 20 Prozent“, sagt Tripp. Von einer Lösung im Handelsstreit kann da nur schwer die Rede sein.

Aber auch das geht derzeit an der Börse vorbei. Vermutlich würde eine Wiederwahl von Donald Trump im November ebenfalls kaum Auswirkungen auf die Kurse haben. Ein Machtwechsel in Washington mit einem linksgerichteten Demokraten als Präsident wäre für die Börse wohl ein weitaus gravierenderer Wandel.

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