Düsseldorf Lokführer verwirren mit ihrer Streiktaktik

Düsseldorf · GDL-Chef Weselsky zeigt sich erst milde, schlägt das Vermittlungsangebot der Bahn dann aber doch endgültig aus.

Claus Weselsky: Sein Show-Auftritt in Köln
8 Bilder

Die Claus-Weselsky-Show in Köln

8 Bilder

Das Tarifkonflikt-Theater bei der Deutschen Bahn ist um ein Kapitel reicher. Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, hatte gestern Morgen dem Hessischen Rundfunk gesagt, man werde den Vorstoß der Bahn für einen neutralen Vermittler bewerten. "Dann denke ich, dass die Streiks entweder weitergehen oder zu einem vernünftigen Zeitpunkt unterbrochen werden."

Wer daraus ein Zeichen der Entspannung las, der wurde am Nachmittag bitter enttäuscht. Weselsky zeigte sich am Berliner Hauptbahnhof wieder gewohnt angriffslustig: "Wir werden unseren Arbeitskampf bis Sonntagfrüh um neun fortsetzen", erklärte der GDL-Chef.

Für Experten ist die harte Haltung des Vorsitzenden nicht verwunderlich: "Der Druck der Basis auf Claus Weselsky dürfte sehr groß gewesen sein, an den Streiks festzuhalten", meint der Tarifexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch. Schließlich müsse Weselsky zeigen, dass sein Arbeitskampf zu wirtschaftlichem Schaden führt. "Ansonsten fehlt ihm das Druckmittel, um der Bahn in den Verhandlungen inhaltliche Zugeständnisse abzuringen."

Und die hatte der GDL-Chef am Mittwoch nicht bekommen. Stattdessen hatten Bahnchef Rüdiger Grube und Personalvorstand Ulrich Weber eine Moderation durch den SPD-Politiker Matthias Platzeck ins Spiel gebracht. "Dass die Bahn einen Vermittler vorgeschlagen hat, ist richtig", sagt Lesch. Es müsse in diesem Konflikt verbal deutlich abgerüstet werden, die gegenseitigen Anschuldigungen müssen aufhören." Allerdings bezeichnete Lesch das Einschalten einer neutralen Person als "einen ersten Schritt, aber auch nicht mehr".

Grund ist die komplexe Ausgangslage des Tarifstreits, denn sowohl die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, als auch die GDL wollen Tarifabschlüsse für ein und dieselbe Berufsgruppe erzielen. "Derzeit befinden sich die Konkurrenten EVG und GDL in einer belauernden Situation: Wer zuerst abschließt, läuft Gefahr, dass der andere im Nachklang besser abschließt und dann eine Mitgliederwanderung stattfindet", erklärt der IW-Experte. Deshalb sei der einzige Weg, eine tragfähige Lösung hinzubekommen, dass es eine Schlichtung mit allen drei Parteien gebe. "Einen anderen Weg sehe ich im Augenblick nicht", so Lesch. Dass sich EVG und GDL auf absehbare Zeit allerdings an einen Tisch setzen werden, ist höchst unwahrscheinlich.

(maxi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort