Barhöft Gabriel wirbt für Energiewende 2.0 auf hoher See

Barhöft · Der Bundeswirtschaftsminister informiert sich in der Ostsee über den Fortschritt der Offshore-Anlagen.

Da ist sie wieder, die berühmte rote Outdoor-Jacke. "Sie glauben doch nicht, dass ich mir dauernd neue Jacken kaufe", scherzt Sigmar Gabriel im kleinen Jachthafen Barhöft an der Ostseeküste. Gabriel wartet auf das Transportschiff "Achiever", das ihn gleich zum Offshore-Windpark "Baltic 1" bringen wird, der 16 Kilometer vor der Halbinsel Darß in der Ostsee liegt und 50 000 Haushalte mit Strom versorgt. Die rote Jacke hatte er 2007 auch schon mal an. Damals war er als Bundesumweltminister neben Angela Merkel mit dem Schiff unterwegs nach Grönland, um für den Klimaschutz zu werben. Die Fotos der beiden in ihren bunten Jacken vor den blauen Gletschern Grönlands gingen um die Welt. Doch jetzt ist Gabriel SPD-Vorsitzender, Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister.

Diesmal ist er wieder mit dem Schiff unterwegs, diesmal wirbt er auf der Ostsee für die Energiewende 2.0. Die 21 Windanlagen in der Ostsee mit ihren 67 Meter hohen Türmen und mit Rotoren, die mit 93 Metern einen Durchmesser haben so groß wie ein Fußballfeld, sind ein beeindruckendes Symbol dafür. 200 Millionen Euro haben EnBW und 19 Stadtwerke, darunter die Düsseldorfer, dafür 2010/11 ausgegeben. "Die ganze Offshore-Euphorie hat ja vor zwei Jahren eine richtige Delle gekriegt, aber jetzt geht's wieder los", sagt der Minister.

Tatsächlich berichten die Ingenieure des Energiekonzerns EnBW, dass sie jetzt richtig loslegen werden: 50 Kilometer nordöstlich errichten sie den größeren Windpark "Baltic 2", und in der Nordsee plant EnBW das Milliarden-Projekt "Hohe See". "Mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes haben wir endlich Klarheit, um neue Investitionsentscheidungen zu treffen", sagt EnBW-Vorstand Bernhard Beck.

Das von Gabriel auf den Weg gebrachte neue EEG garantiert der Offshore-Branche, die Kapazitäten bis 2020 bis auf 6,5 Gigawatt zu verdoppeln, bis 2030 können bis zu 15 Gigawatt entstehen. Für jede Kilowattstunde zahlen die Verbraucher den Offshore-Investoren laut neuem EEG weiterhin eine Anfangsvergütung von 18 Cent. Gabriel weiß, dass er hier nicht stehen bleiben darf, sonst wird die Energiewende zu teuer. In dieser Legislaturperiode müssen rasch weitere Reformen folgen. Ab 2017 sollen die Ökostrommengen von den Netzbetreibern ausgeschrieben werden. Die Anbieter sollen sich selbst ihre Kunden suchen, sie können sich dann nicht mehr auf staatliche Garantien verlassen. Um Stromengpässe auszuschließen will Gabriel spätestens 2016 einen Markt für Reservekraftwerke schaffen.

(RP)
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