Essen/Köln Warenhausfusion kostet über 2000 Kaufhof-Jobs

Essen /Köln · Die Zentrale des neuen Konzerns soll in großen Teilen in Essen angesiedelt sein. Der große Verlierer ist der Standort Köln.

Nach dem Zusammenschluss der beiden großen Warenhauskonzerne  müssen etliche Mitarbeiter bei Galeria Kaufhof um ihren Job bangen. Insgesamt sollen etwa 2600 Vollzeitstellen wegfallen, wie die künftige Warenhaus-Holding am Freitag mitteilte. Das könnte etwa 4000 Beschäftigten entsprechen. Wesentliche Führungs- und Verwaltungsfunktionen von Galeria Kaufhof werden in die Zentrale von Karstadt nach Essen verlagert. Dadurch sollen Sachkosten in Millionenhöhe gespart werden. Ein Teil der Verwaltungsjobs fällt komplett weg; zudem sollen Doppelfunktionen vermieden werden. Allein dadurch würden rund 1000 Vollzeitstellen eingespart, hieß es.

Dazu kommen 1600 Arbeitsplätze in den Warenhäusern der Galeria Kaufhof. Stephan Fanderl, bisher Karstadt-Chef und Vorstandsvorsitzender der neuen Warenhaus-Gesellschaft, stellte dem Kölner Unternehmen ein verheerendes Zeugnis aus: „In seinem derzeitigen Zustand ist Galeria Kaufhof langfristig nicht überlebensfähig.“ Bereits im November des vergangenen Jahres habe der Karstadt-Eigentümer Signa den Konkurrenten durch eine Finanzspritze „in signifikanter Millionenhöhe“ stabilisieren müssen, sagte Fanderl. Jetzt seien weitere Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe notwendig.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) begrüßte die Entscheidung für die Ruhrmetropole als Haupt-Verwaltungssitz: „Ich freue mich sehr über die Entscheidung der Konzernverantwortlichen. Essen ist eine erstklassige Adresse für den neuen Warenhauskonzern. Für uns bedeutet das, dass wir national und auch international im Wettbewerb als Wirtschaftsstandort bestehen können.“

 Köln, das in einer gemeinsamen Erklärung „als wichtiger Standort der Gruppe“ bezeichnet wird, soll ein Kompetenz-Center für Digitalisierung und Internethandel bekommen, dazu das Gastronomie- und Lebensmittelgeschäft. Zudem soll die Lohnbuchhaltung „als Teil eines künftig neuen gemeinsamen Personalbereichs“ am Standort Köln erhalten bleiben. Aber die wesentlichen Entscheidungen werden künftig in Essen getroffen. Auch aus dem Kaufhof-Management bleibt so gut wie nichts übrig. „Wir hätten uns eine andere Entscheidung gewünscht“, sagte Kölns parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Der Jobabbau sei „selbstverständlich schmerzhaft“. Trotzdem sei es „eine gute Nachricht für die Einkaufsstadt Köln, dass die Kaufhaus-Standorte in Köln erhalten bleiben“.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte, dass beide Zentralen im Land blieben, sei eine gute Nachricht: „Die Aufteilung hört sich nach einer durchdachten Lösung an, die die Stärken beider Standorte berücksichtigt und diese weiterentwickeln wird.“

Schon jetzt soll Galeria Kaufhof eine Tarifpause einlegen. Das heißt: Bis eine neue Lösung gefunden ist, gehen die Mitarbeiter bei Tarifsteigerungen, die in der Branche verhandelt werden, leer aus. Dieser Schritt sei „aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage des Unternehmens gegenwärtig alternativlos“. In einem nächsten Schritt wolle man eine „auf die wirtschaftliche Notsituation von Galeria Kaufhof zugeschnittene Tariflösung“ erreichen.

Die Gewerkschaft Verdi reagierte verärgert: „Das ist ein schlechter Start für die neue Warenhausholding: Ein Sanierungsplan ohne Einbeziehung des Betriebsrates und die Ankündigung des Ausstiegs aus der Tarifbindung – das lehnen wir ab“, sagte Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Man werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen.

Die Unternehmen hatten ihr Zusammengehen im vergangenen Jahr beschlossen. Karstadt hat sich nach einer schweren Krise wieder etwas gefangen; Kaufhof, das 2015 durch die Metro an die kanadische Kette HBC verkauft worden war, ist danach in Turbulenzen geraten.

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