Modernes Arbeitsmodell Für wen Co-Working-Spaces geeignet sind

Düsseldorf · Wer weder ein Büro hat noch im Homeoffice arbeiten kann, der muss sich Alternativen suchen. Eine sind sogenannte Co-Working-Spaces. Wie viel sie kosten und warum vor allem Start-ups sie nutzen.

Im Co-Working-Space arbeiten viele Menschen in einem großen Raum zusammen.

Im Co-Working-Space arbeiten viele Menschen in einem großen Raum zusammen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wenn Claudia Kowa morgens zur Arbeit kommt, hat sie zwei Möglichkeiten: Entweder zieht sich die Düsseldorferin in ein leeres Büro zurück und hat ihre Ruhe. Oder sie setzt sich in ein Gemeinschaftsbüro und lässt sich von der Produktivität der anderen inspirieren. Kowa leitet einen Co-Working-Space in Düsseldorf – dort können Menschen sich Arbeitsplätze für bestimmte Zeitfenster mieten. Das geht von vier Stunden bis zu mehreren Monaten. „Beehive“ (dt. Bienenstock) heißt er, wurde 2019 gegründet.

Tatsächlich geht es hier ein bisschen wie im Bienenstock zu. Auf der 700 Quadratmeter großen Bürofläche gibt es einen offenen Raum mit Tischen, an denen jeder Platz nehmen darf, und verschiedene Einzelbüros und  Konferenzräume, die man extra mieten muss – alles wie Waben geformt. Überall herrscht geschäftiges Treiben, wohin man auch schaut. „Work and bee focused“ (zu deutsch: Arbeite und sei fokussiert) steht an einer Wand. Wortspiele mit „Bee“ (dt. Biene) macht das Unternehmen mit Büroräumen in Hamburg und Frankfurt offenbar besonders gern. Täglich kommen mehrere Dutzend Menschen in den Co-Working-Space, um ganz unterschiedlichen Jobs nachzugehen – sie arbeiten in der IT-Branche, beraten Unternehmen oder gründen gerade ein Start-up.

Letztere kommen besonders häufig, weil sie sich hier gut vernetzen können. Co-Working Spaces seien Begegnungsorte und Treffpunkte, an denen sich alle relevanten Interessengruppen versammelten, schreibt ein Sprecher des Start-up-Verbands auf Anfrage. So entstünden Gemeinschaften und Innovationsnetzwerke. „In Co-Working-Spaces hat man nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern kann Netzwerke pflegen und profitiert von der Expertise anderer“, so der Sprecher. Als besonders interessant gelten sie für Gründungsinteressierte und Start-ups in der Frühphase ihrer Gründung. Auch wenn die Büroflächen mit Kosten verbunden seien, seien sie in dieser Phase meist eine gute Investition. 

Wie viel Co-Working-Spaces kosten, hängt von der Buchungsdauer ab. Bei Beehive zahlt man 16,80 Euro pro Tag, wenn man mindestens einen und höchstens sechs Tage bleiben möchte. Wer ein bis drei Wochen buchen möchte, zahlt 68 Euro pro Woche, ab einem bis sechs Monaten sind es 182 Euro im Monat und zwischen sieben und elf Monaten noch einmal zehn Euro weniger. Für Kunden, die die Räumlichkeiten ein Jahr lang nutzen möchten, kostet es 162 Euro im Monat. Betaphase in Köln ist etwas teurer. Dort kostet ein Tag 25 Euro, eine Woche 95 Euro und ein Monat 300 Euro.

Der Preis unterscheidet sich aber von Anbieter zu Anbieter. Meistens sind nicht nur der Schreibtischstuhl und ein Tisch inbegriffen, sondern auch der Kaffee und ein Monitor. Wer Gäste einladen will oder Einzel- oder Konferenzräume bucht, zahlt  ordentlich drauf: 13 Euro kostet ein Gast pro Tag; für die Einzelräume nimmt Beehive 259 Euro pro Woche und 338 bis 488 Euro für die Konferenzräume. Beides wird günstiger, je länger man es anmietet.

Für wen sind Co-Working-Spaces eigentlich geeignet? „Da müssen Sie gut in sich hineinhören und herausfinden, wie Sie am liebsten arbeiten“, sagt Karrierecoach Bernd Slaghuis. Seine Klienten fragt er häufig, wie oft sie während ihrer Arbeitszeit idealerweise Menschen um sich haben wollen. Er bittet sie, das genaue Verhältnis zu nennen, zum Beispiel: 30 Prozent meiner Arbeitszeit möchte ich mit Kollegen verbringen und 70 Prozent für mich allein arbeiten. Und sie sollten sich fragen: Raubt es mir Kraft, wenn ich mich während der Arbeitszeit mit anderen austausche, oder inspiriert es mich? Bin ich sogar kreativer? „Wenn man das für sich geklärt hat, kann man die Entscheidung leichter treffen“, sagt Slaghuis. Für introviertierte Menschen wären Einzelbüros in Co-Working-Spaces zwar ein gutes Modell, aber sie sind eben auch ziemlich teuer.

Claudia Kowa zieht sich während der Arbeit selten zurück. Sie genießt es, mit immer neuen Menschen in Kontakt zu kommen, in der Kaffeeküche mit anderen zu plaudern oder einfach still nebeneinander zu arbeiten. „Ich habe hier schon so tolle Leute kennengelernt und mein Netzwerk erweitert“, sagt sie. Aus ihrer Sicht gibt es viele Vorteile: Es sei günstiger, als ein eigenes Büro anzumieten, sehr flexibel sieben Tage die Woche nutzbar, und es gebe die Chance, neue Projekte mit neuen Menschen zu starten. Dass es nie ganz leise ist, macht ihr nichts aus. Ihr gebe es sogar ein gutes Gefühl, wenn andere neben ihr auch arbeiten müssten.

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