Rasierschaum für Frauen deutlich teurer Verbraucherschützer kritisieren "Frauenaufschlag" bei Alltagsprodukten

Hamburg · Offenbar stimmt das Gerücht, dass Frauen für manche Pflegeprodukte deutlich mehr zahlen müssen als Männer. Einem Marktcheck einer Verbraucherzentrale zufolge waren die Preise bei elf Rasierprodukten aus Drogerien für die Frauenvariante im Schnitt 38 Prozent teurer.

 Frauen müssen für manche Pflegeprodukte tiefer in den Geldbeutel greifen (Symbolbild).

Frauen müssen für manche Pflegeprodukte tiefer in den Geldbeutel greifen (Symbolbild).

Foto: dpa/Andreas Gebert

Frauen zahlen nach einem Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg für etliche Rasierer nebst Schaum sowie für manche Parfüms nach wie vor deutlich mehr als Männer. „Wir haben die Marktstichprobe zum vierten Mal gemacht - und die Preisdifferenz hat sich wenig verändert“, bilanzierte Armin Valet von der Verbraucherzentrale am Dienstag in Hamburg.

Bei elf untersuchten Rasierprodukten aus Drogeriemärkten waren die Preise demnach durchschnittlich knapp 38 Prozent höher für die Frauenvarianten. Dabei seien die Inhaltsstoffe und Zusammensetzung der untersuchten Produkte nahezu identisch. Die Verbraucherschützer forderten Kosmetik-Hersteller und -händler auf, eine Preisdiskriminierung von Frauen zu unterlassen.

In einer Studie für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes waren 2017 mehr als 1682 im Wesentlichen identische Produkte für Frauen und Männer verglichen worden. Davon unterschieden sich den Angaben zufolge 3,7 Prozent (62 Produktvarianten) beim Preis - 2,2 Prozent waren für Frauen, 1,4 Prozent für Männer teurer. Der Preisaufschlag - „Pink Tax“ - lag bei durchschnittlich rund fünf Euro.

Als ein Beispiel für solche Produkte waren baugleiche Rasierklingen mit rosa und hellblauer Verpackung genannt worden. „Produktvarianten nach Geschlecht mit Preisunterschied machen nur einen geringen Anteil am Gesamtsortiment aus und sind damit nicht prägend für die Konsumausgaben bei Produkten insgesamt“, heißt es in der Studie. Sie deckte des weiteren Preisunterschiede für Frauen von rund 4 Euro bei Duschgels vor allem von Parfümmarken auf. Aber auch Männer zahlen zuweilen drauf: Bei Lippenpflegestiften und Tagescremes fand die Studie teurere Produkte für Männer. Bei 170 Parfüms lag der Preisaufschlag für Männer mit 6,36 Euro bei einem Drittel des durchschnittlichen Aufschlags für Frauen-Düfte.

Der Hamburger Kosmetikhersteller Beiersdorf (Nivea) verwies darauf, dass er gegenüber dem Handel nur unverbindliche Preisempfehlungen (UVP) aussprechen könne. Hierauf habe das Geschlecht der Zielgruppe keinen Einfluss – „bei unmittelbar miteinander vergleichbaren Produkten gibt es seitens Beiersdorf keine Unterschiede im UVP“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. „Unsere Produkte unterscheiden sich jedoch vielfältig hinsichtlich ihrer Formeln, der verwendeten Inhaltsstoffe, Positionierung und der Verpackungen – all das hat Einfluss auf die jeweilige Gestaltung des UVPs“.

In der Studie argumentierten Handelsfirmen bei der Preisgestaltung mit Angebot und Nachfrage. All dies wollen die Verbraucherschützer jedoch nicht gelten lassen. Der Preis für Inhaltsstoffe spiele nur eine marginale Rolle. Und Verbraucherinnen hätten nicht immer eine Wahl, resümierten sie.

Zur besseren Aufklärung über das „Gender Pricing“ hat die Verbraucherzentrale gemeinsam mit der Agentur Serviceplan Campaign International (Hamburg/München) eine - unverkäufliche - Pflegecreme kreiert, die in Namensgebung und Verpackung geschlechtsspezifisch gehalten und in einem Hamburger Popup-Store zum Test vorgestellt wurde.

Der Clou: Die Tube hat auf der Vorderseite den rosa Schriftzug „Smooth Sensation Sensitive“ und kostet 6,90 Euro. Dreht man sie um, erscheint die blaue Rückseite „Deep Care Men“ für 4,90 Euro. „Wir wollten das Problem plakativ veranschaulichen“, erläuterte Kampagnenchef Thomas Hein. Kunden, die nichtsahnend in den Laden kamen, seien teils sehr erstaunt über die geschlechtsspezifische Bepreisung gewesen: „Vielen war das gar nicht bewusst.“ Über den zweitägigen Laden-Event soll bis Ende der Woche ein Aufklärungsfilm entstehen.

(felt/AFP/dpa)
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