Formel-1-Chef droht Anklage
Der frühere Vorstand der BayernLB Gerhard Gribkowsky gesteht, von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone bestochen worden zu sein. Gribkowsky erhält mindestens sieben Jahre Haft – Ecclestones Anwalt aus Düsseldorf ist alarmiert.
München/Düsseldorf Spektakuläre Wende im Prozess um den Verkauf der Formel-1-Anteile der Bayern LB vor vielen Jahren. Gerhard Gribkowsky, früheres Vorstandsmitglied der Staatsbank, machte gestern ein Geständnis vor dem Landgericht München. Er gab an, von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone 44 Millionen Dollar dafür erhalten zu haben, dass er die Formel-1-Anteile der Bank an die britische Firma CVC abgab, statt andere Angebote einzuholen. Das Geld wurde in Bar und mit Beraterjobs bezahlt.
Trotz des Geständnisses wird der 54-jährige Gribkowsky eine Haftstrafe von mindestens sieben Jahren erhalten. Das erklärte der Vorsitzende Richter Peter Noll. Doch nachdem Gribkowsky nun am Ende des Prozesses doch zur Aufklärung beigetragen habe, werde er nicht mehr als neun Jahre erhalten – möglich wären 15 Jahre. Noll lobte die "erfreuliche Klarheit" der Aussage.
Tatsächlich beschrieb Gribkowsky in freier Rede deutlich, wie das Geschäft zustande kam. Ecclestone habe ihm unter vier Augen gesagt: "Ich erkläre Dir jetzt mal, wie das Leben ist. ... Wenn Du mir hilfst, die Formel 1 zu verkaufen, dann beschäftige ich Dich als Berater." Dass er am Ende sogar 44 Millionen kassierte, habe ihn selber gewundert – das sei "ein Riesenberg Geld".
Eigentlich muss das Geständnis zu einer Anklage gegen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone führen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Bestechung schon länger gegen den 81-jährigen Milliardär. Doch bei einer Aussage vor Gericht vor sieben Monaten hatte er noch eine eigene Version parat, warum er das Geld zahlte: Er habe Angst gehabt, dass ihn Gribkowsky wegen Steuertricks anschwärzen würde. Besonders glaubhaft klang diese Einlassung nicht, da Ecclestone gleichzeitig erklärte, Steuern gar nicht zu hinterziehen. Doch da Gribkowsky bis zum gestrigen 45. Verhandlungstag die Aussage verweigerte, war Ecclestones Behauptung unwiderlegbar.
Umso alarmierter ist nun sein Anwalt Sven Thomas. Der Düsseldorfer Starjurist versandte gestern um 16.04 Uhr eine Erklärung, in der Gribkowskys Geständnis in Juristendeutsch als vom Gericht abgepresste Lüge abgekanzelt wird. Thomas erläuterte der Staatsanwaltschaft laut Süddeutscher Zeitung bereits schriftlich, Ecclestone habe Gribkowsky immer als Vorstand einer normalen Bank angesehen. Darum kann er nur wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr angeklagt werden – worauf bis drei Jahre Haft stehen. Die Staatsanwälte sehen die Zahlungen aber als Bestechung eines Amtsträgers, weil die BayernLB dem Staat gehört – damit drohen fünf Jahre Haft.
Ecclestone hatte im November vor Gericht erst ausgesagt, nachdem man ihm freies Geleit zusicherte. Es ist nach dem neuen Stand der Dinge schwer vorstellbar, dass man ihm bei einer neuen Vernehmung – dann durch die Münchener Staatsanwaltschaft – erneut eine solche Zusage macht.