Autobauer in der Krise Ford streicht 12.000 Stellen in Europa

Köln · Der US-Autohersteller steckt auf dem europäischen Markt in der Krise. Gerade mal 42 Euro wurden zuletzt laut Schätzungen pro Auto verdient. In Deutschland läuft es viel besser – trotzdem trifft es die Mitarbeiter hier auch hart.

 Ein Mitarbeiter montiert bei Ford ein Fahrzeug.

Ein Mitarbeiter montiert bei Ford ein Fahrzeug.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der US-Automobilhersteller Ford hat sein massives Sparprogramm für Europa konkretisiert. Demnach sollen 12.000 der insgesamt 51.000 Arbeitsplätze wegfallen. Bis Ende 2020 soll die Zahl der Standorte außerdem von 24 auf 18 reduziert werden. Dies gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt. In Russland werden drei Werke dichtgemacht, in Frankreich und Großbritannien je eins, in der Slowakei wurde ein Werk verkauft. Die angepeilten Werksschließungen sind nicht neu, das Ausmaß der Stellenkürzungen hingegen schon.

Ford schreibt auf dem europäischen Markt rote Zahlen und muss deswegen massiv sparen. In Deutschland läuft das Geschäft zwar sehr viel besser und man arbeitet profitabel, dennoch sind auch die Standorte in Köln, Aachen und Saarlouis von den Plänen betroffen. In Deutschland sollen insgesamt rund 5400 der insgesamt 24.000 Arbeitsplätze wegfallen, diese Zahl war anders als die Zahl auf europäischer Ebene allerdings auch bereits bekannt. Zu Werksschließungen soll es nicht kommen, allerdings fällt im Werk im Saarland eine Schicht weg.

Ford ist seit fast 100 Jahren in Deutschland aktiv und erlebt momentan den massivsten Umbau seiner Firmengeschichte. „Wir hoffen, bis Ende 2019 unsere ersten Ziele zu erreichen“, hatte Deutschland-Chef Gunnar Herrmann zuletzt bei einer Veranstaltung in Düsseldorf gesagt. Herrmann hatte zuletzt gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Maßnahmenpaket entwickelt, bei dem Stellen durch Abfindungen, Vorruhestand oder Altersteilzeit abgebaut werden sollen. Bei 60 Prozent der Stellen, die wegfallen sollen, gibt es inzwischen nach Unternehmensangaben eine Einigung mit den Beschäftigten. 3200 Mitarbeiter sind demnach bereits ausgeschieden oder wollen dies tun.

Die Trennung von Mitarbeitern und die Schließung von Werken seien „die härtesten Entscheidungen“, sagte Ford-Europachef Stuart Rowley und betonte zugleich gute Gespräche mit der Arbeitnehmerseite, um die Folgen der Jobkürzungen für die Betroffenen zu mildern. Man konzentriere sich „auf den Aufbau einer langfristigen nachhaltigen Zukunft für unser Geschäft in Europa“.

Dazu soll auch die Modellpalette weiter angepasst werden – insbesondere mit mehr Elektrofahrzeugen, bei denen Ford bislang schwach aufgestellt war. „Wir elektrifizieren unser gesamtes Portfolio“, so Rowley. In jeder Pkw-Baureihe solle es künftig mindestens eine elektrische Antriebsoption geben. Ein erstes Modell soll zunächst noch aus den USA importiert werden, langfristig sollen auch in Europa die Elektroautos produziert werden. Die Entwicklung er Fahrzeuge für den europäischen Markt soll in Köln-Merkenich gebündelt werden.

Mit diesen Maßnahmen will Ford endlich wieder profitabel arbeiten. Langfristig wird sogar eine Ebit-Marge von sechs Prozent angestrebt. Zum Vergleich: Der deutsche Hersteller Opel kam nach der Übernahme durch den französischen Konkurrenten PSA und einem harten Sanierungskurs 2018 auf eine Marge von 4,7 Prozent. Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen hat zudem errechnet, dass die Ebit-Marge bei Ford in Europa in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt gerade mal bei 0,3 Prozent lag. Umgerechnet heißt das: An jedem verkauften Auto in Europa hat Ford gerade mal 42 Euro verdient.

Aus Dudenhöffers Sicht bleibt die Situation für Ford Europa düster: „Die Ford-Europa-Fahrzeuge sind nur begrenzt außerhalb Europa verkaufbar – damit hat Ford Europa ein klassischen Größenproblem.“ Es sei zu klein, um wirklich profitabel zu werden.

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