Flugverkehr in Deutschland Zahl der Nachtflüge steigt auf Rekordstand

Düsseldorf/Berlin · In Deutschland starten und landen immer mehr Flugzeuge zwischen 22 und 6 Uhr. Eine Ursache ist das hohe Flugaufkommen, aber auch die vielen Gewitter.

 Nicht nur die Fluglärmgegner möchten keine Nachtflüge mehr (Symbolbild).

Nicht nur die Fluglärmgegner möchten keine Nachtflüge mehr (Symbolbild).

Foto: Blazy

Die Zahl der Nachtflüge in Deutschland hat 2017 einen neuen Rekordstand erreicht. An den 16 internationalen deutschen Verkehrsflughäfen starteten und landeten insgesamt 215.843 Flugzeuge in den Nachtstunden. Das waren rund 14.000 mehr als im Jahr zuvor. Zehn Jahre zuvor hatte die Zahl der Nachtflüge mit 193.434 noch unter der 200.000-Marke gelegen. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Die Regierung beruft sich auf Daten der Deutschen Flugsicherung, die Starts und Landungen an den 16 Flughäfen überwacht. Dazu gehören die beiden Flughäfen in Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln-Bonn, Leipzig, München, Münster/Osnabrück, Nürnberg, Saarbrücken und Stuttgart.

Viele Flüge wurden nach einer Analyse der Grünen in Berlin vor allem in den vergangenen fünf Jahren in die Nachtstunden verlagert. 2013 fanden noch 9,33 Prozent aller Starts und Landungen an den 16 Airports in den Nachtstunden statt. In den Folgejahren steigerte sich dieser Prozentsatz kontinuierlich auf 10,54 Prozent im vergangenen Jahr, so die Grünen. Derzeit würden die bestehenden Nachtflugverbote durch Verspätungen und Verfrühungen besonders häufig ausgehöhlt. Beispiele dafür fänden sich in Frankfurt, Berlin-Tegel und Hamburg.

„Die Nachtruhe muss geschützt werden“

Ursache für die Zunahme der Nachtflüge sei zum einen das Wachstum im Luftverkehr insgesamt. Zum anderen liege es daran, dass die Behörden gegen zunehmende Verspätungen und Verfrühungen nicht viel unternähmen. „Es ist ungeheuerlich, dass selbst die bestehenden Nachtflugverbote immer weiter ausgehöhlt werden und die Bundesregierung tatenlos zuschaut“, sagte Grünen-Verkehrspolitikerin Daniela Wagner. „Die Nachtruhe muss gesetzlich geschützt werden“, forderte sie.

Flughafen Düsseldorf will Zahl der Nachtflüge reduzieren

„Wir arbeiten daran, die Zahl der Nachtflüge zu reduzieren“, sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens. Eine Arbeitsgruppe sei damit befasst, zusammen mit allen Beteiligten die Pünktlichkeit der Flüge zu verbessern. Im vergangenen Jahr hätten in Düsseldorf außergewöhnliche Ereignisse wie die Air-Berlin-Pleite, aber auch viele starke Gewitter die Flugpläne durcheinandergebracht. Dadurch entstandene Verspätungen könnten aber erst am Ende des Tages wieder hereingeholt werden. Aus diesem Grund sei die beantragte Kapazitätserweiterung sinnvoll.

Hinzu komme, dass es insbesondere über dem westlichen Mittelmeer verstärkt zu Engpässen komme, weil aus politischen Gründen die Nachfrage nach Flügen in diese Region stark gestiegen sei, während die Flugrouten gen Osten und in die Türkei weniger stark frequentiert seien. „Auch wir finden es nicht gut, wenn Flugzeuge nach 23 Uhr landen“, betonte der Flughafen-Sprecher.

Auch in Düsseldorf soll es früheren Angaben der Meerbuscher Initiative Bürger gegen Fluglärm zufolge einen neuen Rekord bei späten Starts und Landungen gegeben haben. Demnach kam es 2017 zu 11.372 Starts und Landungen nach 22 Uhr – das sind 0,7 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Einen weiteren Spitzenwert gab es bei Starts und Landungen zwischen 23 und 24 Uhr: Die Zahl der Flugbewegungen in dieser Spanne lag bei 1983 – doppelt so viele wie 2013.

Der Flughafen bestritt den Trend nicht, machte aber darauf aufmerksam, dass Landungen bis um Mitternacht insbesondere für die in Düsseldorf stationierten Flugzeuge erlaubt seien. Als Erfolg verzeichnet der Airport, dass die Zahl der extrem späten Landungen nach Mitternacht auf nur noch 46 Stück im Jahr 2017 gesunken sei – ein Drittel weniger als 2016.

Am Flughafen Köln/Bonn registrierte die Hennefer Ortsgruppe der Lärmschutzgemeinschaft 42.406 Nachtflüge zwischen 22 und 6 Uhr im vergangenen Jahr. „Das sind fünf Prozent mehr als 2016 und 17 Prozent mehr als 2014“, so der Vorsitzende Helmut Schumacher.

Besonders deutlich nahmen die Flugbewegungen laut Schumacher in der Zeit von 0 bis 5 Uhr zu während der so genannten Kernruhezeit. Dort wurden 2017 insgesamt 26.816 Maschinen gezählt, also eine Steigerung um 7,3 Prozent gegenüber 2016. Mit insgesamt 7705 Passagierflugzeugen verzeichnet der Bericht auch hier eine Steigerung um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

(mar/kib)
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