Starts und Landungen gestrichen Warnstreik legt Flughafen Berlin-Brandenburg lahm

Berlin/Düsseldorf · Die Gewerkschaft Verdi hatte den ganztägigen Streik zuvor angekündigt. Betroffen sind etwa 6000 Beschäftigte und 35.000 Passagiere. Welche Forderungen die Gewerkschaft hat.

Teilnehmer einer Demonstration zum Warnstreik am Flughafen Berlin-Brandenburg BER laufen durch das Terminal 1. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem ganztägigen Warnstreik am Flughafen Berlin-Brandenburg aufgerufen.

Teilnehmer einer Demonstration zum Warnstreik am Flughafen Berlin-Brandenburg BER laufen durch das Terminal 1. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem ganztägigen Warnstreik am Flughafen Berlin-Brandenburg aufgerufen.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Die Gewerkschaft Verdi hat am Mittwoch, 25. Januar, mit einem fast 24-stündigen Arbeitskampf am Berliner Flughafen (BER) den kompletten Betrieb lahmgelegt. Der Airportbetreiber FBB hat alle ursprünglich geplanten rund 300 Starts und Landungen am BER gestrichen. Betroffen sind rund 35.000 Passagiere. Verdi sprach von 1800 Streikenden beim Arbeitskampf bei den Bodenverkehrsdiensten, der Flughafengesellschaft und der Luftsicherheit.

Bessere Arbeitsbedingungen sollen erreicht werden

Die Gewerkschaft begründete die Aktion damit, dass es bei den Tarifverhandlungen für die rund 6000 Beschäftigten in den drei Bereichen nicht genug Fortschritt gebe. „Wir hoffen, dass der Druck ausreichend ist, dass wir da jetzt zügig Bewegung in den Verhandlungen bekommen“, sagte Verdi-Experte Enrico Rümker zu Reuters TV. Nur wenn es bei den anstehenden Gesprächen kein Entgegenkommen der Arbeitgeber gebe, könne es zu weiteren Streiks kommen. Ziel des Arbeitskampfes sei es, bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen.

Der Flughafen Berlin/Brandenburg wirkte am Mittwochmorgen wie ausgestorben. Die meisten Passagiere waren gar nicht erst am Flughafen erschienen, sondern hatten umgebucht oder den Zug genommen. Leere Parkplätze, leere Check-in-Schalter und leere Cafés waren zu beobachten. An den Infotafeln stand zu Landungen oder Starts überall das Gleiche: „gestrichen“.

Viele ausländische Reisende wussten nicht Bescheid

Gestrandet waren vor allem ausländische Reisende, die nicht Bescheid wussten. Die junge Chilenin Belen Urra etwa wollte über Madrid in ihre Heimat zurück. „Aber ich hatte keine Informationen von meiner Airline.“ Marcin und Karolina Pietrzak aus Polen wollten nach Thailand fliegen. Sie wussten zwar vom Streik, „aber gestern haben wir eine E-Mail von unserem Reiseveranstalter erhalten, dass wir, wenn wir keine weitere Information erhalten, zum Flughafen kommen und auf was auch immer warten sollen.“

Der Flughafenbetreiber FBB rechnet für Donnerstag, 26. Januar 2023, mit einem planmäßigen Wiederanlaufen des Flugverkehrs. Wegen vieler Umbuchungen seien dann allerdings mehr Passagiere als sonst zu erwarten, sagte eine FBB-Sprecherin.

Beschäftigte haben bereits eine Gehaltserhöhung erhalten

Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) bezeichnete den Arbeitskampf als völlig überzogen, er entbehre jeglicher Grundlage. „Man muss bedenken, dass es bei diesem Streik nicht um eine Entgelterhöhung geht“, sagte BDLS-Geschäftsführerin Cornelia Okpara. Diese hätten die bundesweit rund 25.000 Beschäftigten bereits ab dem 1. Januar 2023 erhalten oder bekämen sie zum 1. April 2023. Streitpunkt seien nun aber die Zeitzuschläge. Falsch sei die Verdi-Behauptung, dass die Arbeitgeberseite sich nicht bewegt habe.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat den Arbeitskampf am Berliner Flughafen als unverhältnismäßig kritisiert. „Einen eintägigen Streik als Warnstreik zu bezeichnen, ist schon ungewöhnlich“, sagte er am Dienstag zu Reuters. Die Hauptstadt sei luftverkehrsseitig von der Außenwelt abgeschnitten.

(juju/lst/Reuters)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort