Düsseldorf Flüchtlingsstrom belastet NRW-Arbeitsmarkt

Düsseldorf · Die Regionaldirektion rechnet für 2016 mit mehr als 35.000 zusätzlichen ausländischen Arbeitslosen.

Trotz der guten konjunkturellen Lage rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) für das kommende Jahr mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Grund sei der Zustrom von Flüchtlingen, erklärte die Leiterin der NRW-Regionaldirektion, Christiane Schönefeld. Noch macht sich dieser nur langsam in den Statistiken bemerkbar. So fiel der Anstieg bei den ausländischen Arbeitslosen im laufenden Jahr mit 14.000 auf rund 187.400 noch recht moderat aus. Das liegt unter anderem daran, dass die arbeitssuchenden Ausländer erst in der Statistik auftauchen, wenn ihr Aufenthaltsstatus abschließend geklärt ist. Um besseres Datenmaterial zu bekommen, hat die BA deshalb vor zwei Monaten das Merkmal "Flüchtlinge" eingeführt. Erste Ergebnisse werden jedoch erst im kommenden Jahr vorliegen.

Für 2016 rechnet die BA mit einem bundesweiten Anstieg bei den arbeitslosen Ausländern von etwa 160.000. "Ich bezweifele, dass NRW nur mit dem normalen Anteil dabei sein wird", sagte Schönefeld. Üblicherweise liegt der Anteil der NRW-Arbeitslosen an den Bundeszahlen zwischen 20 und 22 Prozent. Schönefeld erklärt den höheren Anteil damit, dass die Flüchtlinge in die Metropolregionen strebten. Damit würden zusätzlich mehr als 35.200 einen Arbeitsplatz in NRW suchen.

Die Chance auf eine Stelle ist für die Flüchtlinge begrenzt. Nicht nur die Sprachbarriere, auch die Qualifikation erschwert die Suche: 80 Prozent haben nach Angaben der BA keine anerkannte Ausbildung, zehn Prozent haben einen Hochschulabschluss, zehn Prozent einen anerkannten Beruf. Um der schieren Masse Herr zu werden, stellt die BA 3600 zusätzliche Mitarbeiter ein, Anträge - etwa auf Arbeitslosengeld II - werden entschlackt und auf arabisch übersetzt.

Für den übrigen Arbeitsmarkt sieht die Lage derzeit gut aus. Die Arbeitslosenquote lag im Oktober deutschlandweit bei sechs Prozent und sank damit auf ein 24-Jahres-Tief. NRW schaffte einen Rückgang um 0,2 Punkte auf 7,7 Prozent. Besonders die Arbeitslosigkeit bei den unter 25-Jährigen habe sich gut entwickelt und sei im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent zurückgegangen, so Schönefeld.

Zweifel äußerte sie daran, dass die von der Wirtschaft zusätzlich zugesagten 3200 Ausbildungsstellen bis Jahresende erreicht werden könnten. Es seien derzeit nur zwei Drittel der Zusage realisiert worden. Auf rund 138.000 Bewerber kommen 2015 nur 107.000 Ausbildungsplätze.

(maxi)
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