Düsseldorf Flucht aus den Solar-Aktien

Düsseldorf · Q-Cells hat Insolvenzantrag gestellt, Phoenix Solar muss um das notwendige Geld für seine Umbaupläne kämpfen. "Die Stimmung ist schlecht", sagen Analysten. Und Aussicht auf Besserung gibt es in nächster Zeit kaum.

Aktionär von Solarzellen-Herstellern zu sein, ist dieser Tage alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Der Wert des insolventen einstigen Börsenstars Q-Cells ist bei einem Kurs von rund zwölf Cent mit der Vokabel "Penny Stock" noch höflich umschrieben, das Papier der ebenfalls in Schwierigkeiten geratenen Phoenix Solar brach gestern noch einmal um 25 Prozent ein und kostet mittlerweile auch weniger als einen Euro. Da waren die Anteilseigner von Solarworld mit einem Minus von knapp elf Prozent noch gut bedient.

Die Anleger fliehen in Scharen aus den Aktien der Solarbranche. Die Überkapazitäten am Markt und der Preisdruck durch die schier übermächtige chinesische Konkurrenz sind eigentlich kein neues Phänomen. Aber die Kürzung der Solarförderung scheint den deutschen Wackelkandidaten endgültig den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Manche Banken zögerten unter diesen Bedingungen mit einer Finanzierung, sagt die Analystin Katharina Cholewa von der WestLB.

Dass die Banken die Tür zumachen, stellt Phoenix Solar vor riesige Probleme. Das Unternehmen verhandelt derzeit über die Finanzierung seines Umbauplanes. Noch aus dem alten Jahr stammt ein 150-Millionen-Euro-Kredit, der Phoenix Solar schon im Herbst 2011 vor Probleme stellten, als sich die Geschäftsprognosen nicht mehr halten ließen. Die Banken hielten still, weil das Unternehmen einen Umbauplan zusagte. Aber damals hatten die Photovoltaiker noch keine bösen Vorahnungen davon hatten, dass die Bundesregierung die Solarförderung ab Aptil nochmals kappen würde. Jetzt stimmen die alten Planzahlen nicht mehr, und Phoenix Solar muss für die Geldhäuser nacharbeiten. Das kostet Zeit – und jede Menge Reputation am Aktienmarkt.

Die deutschen Solarzellen-Produzenten stehen im Abseits. "Die Börsenstimmung für die Branche ist ganz schlecht", sagt Analyst Frank Neumann vom Bankhaus Lampe. Empfehlungen für die Branche gibt es nirgendwo, "es sei denn, man will etwas für sein grünes Gewissen tun", wie es Neumann formuliert. Auch bei den Silizium-Produzenten wie Wacker Chemie oder Hemlock herrsche wegen der Überkapazitäten derzeit "alles andere als Partylaune".

Anlagen-Bauer wie Centrotherm trifft der Solar-Crash, der mittlerweile schon vier Branchengrößen in die Insolvenz getrieben hat, dagegen kaum. Die Begründung ist einfach: Centrotherm hat im vergangenen Jahr allein 70 Prozent seines Geschäfts mit China gemacht und umgekehrt gerade mal fünf Prozent auf dem deutschen Markt. Da lässt sich nationalen Krisen gut trotzen.

Die Aussichten für die nächste Zeit sind nicht gerade rosig, weil vor Jahren strategische Fehler gemacht wurden. "Viele deutsche Unternehmen sind zu klein und hätten schon vor Jahren fusionieren müssen", sagt WestLB-Analystin Cholewa. Jetzt werden die Unternehmen von den Versäumnissen der Vergangenheit eingeholt, und die Energiewende in Deutschland hilft ihnen auch nicht mehr.

Q-Cells ist ein markantes Beispiel. Seit gestern ist der Rechtsanwalt Henning Schorisch vorläufiger Insolvenzverwalter bei dem Unternehmen in Bitterfeld. Eine Insolvenz in Eigenregie, über die in den vergangenen Tagen bereits laut nachgedacht worden war, wird es nicht geben.

Internet Die Geschichte von Q-Cells unter www.rp-online.de/wirtschaft

(RP)
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