RP-Veranstaltung "Banken im Rampenlicht" Fitschen: "Niedrigzinsen über 2015 hinaus"

Düsseldorf · Die deutschen Sparer müssen noch eine ganze Weile auf höhere Zinsen warten. Das war der Tenor einer hochkarätig besetzten Veranstaltung unserer Redaktion zum Thema Geld und Banken. "Die Phase der Niedrigzinsen wird länger dauern als in Amerika", sagte Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen. Er rechnet mit einem Zeitraum, der über das Jahr 2015 hinausreichen könnte.

Das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank, Sabine Lautenschläger, wollte nicht einmal ausschließen, dass die Euro-Notenbank die Zinsen noch herabsetzt. "Es bleibt bei unserer Leitlinie, die Zinsen niedrig zu halten oder sie gegebenenfalls zu senken", sagte die Notenbankerin, die zugleich für die europäische Bankenaufsicht zuständig ist.

Der Vorstandschef der Sparkasse Düsseldorf, Arndt Hallmann, sorgt sich angesichts der Niedrigzinsen bereits um die Sparbereitschaft einer ganzen Generation. "Wenn das Sparkonto nach Jahren genauso aussieht wie zu Beginn, besteht kein Anreiz zum Sparen", meinte der Düsseldorfer Sparkassenchef. Andererseits sieht Deutsche-Bank-Chef Fitschen keinerlei Inflationspotenzial. "Das haben wir gut im Griff", sagte der Spitzenbanker. Es gebe sogar einen Schub von der Kostenseite. "Die Löhne steigen, und damit die Lohnstückkosten", erklärte Fitschen. Die Nachbarn in Europa würden das ganz gerne sehen, da es die deutschen Produkte im Verhältnis zu deren Gütern verteuern würde. "Wir können uns diesen Kostenschub leisten, dürfen aber nicht übertreiben", gab der Deutsche-Bank-Che zu bedenken. Ein strittiges Thema war die Regulierung der Banken. "Ich glaube nicht mehr an die Selbstregulierung der Kreditinstitute", sagte Bankenaufseherin Lautenschläger.

Und auch Deutsche-Bank-Chef Fitschen stimmte zu: "Wir brauchen ein Regelwerk, das hilft, den Bankensektor stabiler zu machen." Er warnte allerdings vor einer Überregulierung. Außerdem müssten die Regeln in einem globalisierten Markt für alle gleich sein. "Sonst haben wir einen erheblichen Nachteil gegenüber unseren Konkurrenten", warnte Fitschen. Dem widersprach Lautenschläger. "Manchmal müssen wir voranschreiten", verteidigte die EZB-Direktorin den Kurs, die Regeln für Banken zu verschärfen.

Am Donnerstag fanden die EU-Finanzminister, die Europäische Kommission und das Europäische Parlament einen Kompromiss über die künftige Bankenaufsicht. Danach wird ein Abwicklungsmechanismus eingerichtet, der marode und nicht überlebensfähige Banken vom Markt nimmt. Über die Abwicklung eines Kreditinstituts entscheidet künftig ein Gremium, das aus Vertretern von Ministerrat, EZB, Kommission und nationalen Abwicklungsbehörden zusammengesetzt ist.

Deutsche-Bank-Chef Fitschen und die Bankenaufseherin Lautenschläger begrüßten den Kompromiss. "Nun wird der Steuerzahler geschont", sieht Fitschen als wichtigstes Ergebnis. Lautenschläger freut sich, dass innerhalb von 24 Stunden über eine Bank entschieden werden kann, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Der Deutsche-Bank-Chef erwartet in Zukunft eine weitere Konzentration in der Finanzbranche. "Es werden nicht alle Banken überleben. Viele haben kein vernünftiges Geschäftsmodell."

Strittig bei der RP-Veranstaltung war auch die Vergütung von Top-Bankern. Deutsche-Bank-Chef Fitschen kündigte eine Reform der Boni-Regeln seiner Bank an. "Das könnte im Mai Gegenstand der Diskussion sein", sagte der Bankchef. Dabei gehe es darum, die Obergrenze für Boni zu erhöhen. Das darf nur die Hauptversammlung der Deutschen Bank. Sonst gilt die Regel, dass die Prämien der Banker nicht höher sein dürfen als das Grundgehalt. Fitschen verteidigte das Vorgehen: "Wir sind darauf angewiesen, Mitarbeitern in New York oder an anderen Finanzplätzen angemessene Gehälter zu bezahlen", sagte der Deutsche-Bank-Chef. EZB-Direktorin Lautenschläger ist indes kritischer, was die Steuerungswirkung von Boni betrifft. "Da müssen wir genau hinschauen und klare Regeln aufstellen", betonte die Bankenaufseherin.

Fitschen und sein Co-Chef Anshu Jain verdienten im vergangenen Jahr jeweils knapp 7,5 Millionen Euro. Ein angemessenes Gehalt? Deutsche-Bank-Chef verwies diplomatisch auf sein Kontrollgremium: "Der Aufsichtsrat hat das entschieden. Aber man kann darüber diskutieren, ob es angemessen ist."

(csi)
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