Hamburg Fischer dürfen mehr Seelachs fangen

Hamburg · Die EU-Fischereiminister einigen sich auf höhere Fangquoten für Seelachs und Kabeljau aus der Nordsee. Schellfisch und Hering dürfen weniger gefischt werden. Verbraucher sollten sich vor dem Kauf über bedrohte Arten informieren.

Die deutschen Fischer dürfen im nächsten Jahr mehr Seelachs und Kabeljau in der Nordsee fangen, aber weniger Schellfisch und Hering.

In einer Nachtsitzung haben sich die EU-Fischereiminister auf höhere Fangquoten für die wichtigsten Fischsorten in der Nordsee geeinigt. Mit diesen Quoten wird geregelt, wie viel Fisch im jeweiligen Jahr aus dem Meer gezogen werden darf.

Die Fischer begrüßten die Beschlüsse, Umweltorganisationen kritisierten hingegen die Beschlüsse aus Brüssel als viel zu lasch. Mit der Erhöhung der Quoten gefährdeten die Fischereiminister die langfristige Erholung der Fischbestände. "Wer die immense Ressourcenverschwendung auf See beenden will, muss dafür sorgen, dass weniger Jungfisch im Netz landet", sagte die WWF-Fischereiexpertin Karolin Schacht. Verbrauchern empfehlen Organisationen wie WWF und Greenpeace beim Einkauf auf ausschließlich nicht bedrohte Fischbestände und nachhaltigen Fang zu setzen - doch davon gibt es gar nicht mehr so viele.

Informationen liefert beispielsweise der jährlich neu aufgelegte Fisch-Einkaufsratgeber von Greenpeace. So stuft der Ratgeber Seelachs und Kabeljau beispielsweise als grundsätzlich bedroht ein, gibt für den Bestand in der Nordsee aber grünes Licht. Als unbedenklich gilt größtenteils der Verzehr von Hering, Karpfen oder afrikanischem Wels.

Die EU-Kommission beruft sich bei ihren Empfehlungen für Fangmengen auf wissenschaftliche Gremien, die den Zustand der Bestände untersuchen. Im Ergebnis steigt die erlaubte Seelachs-Fangmenge im kommenden Jahr um 53 Prozent auf knapp 10.500 Tonnen. Der Bestand ist deutlich höher als zuletzt berechnet. Für den Kabeljau erhöht sich die Fangquote um 17 Prozent auf 4222 Tonnen. Deutliche Beschränkungen gibt es hingegen beim Schellfisch: Die erlaubte Fangmenge sinkt um 45 Prozent auf 1225 Tonnen. Die Quote für Nordsee-Hering sinkt leicht um sieben Prozent; mit gut 51.000 Tonnen darf er allerdings immer noch am meisten befischt werden.

Die Reduzierung der Fangquoten bei einigen Arten wie dem Nordsee-Hering und dem Schellfisch gehöre zur Normalität bei natürlich schwankenden Beständen, sagten Interessenvertreter der Fischerei.

Die vereinbarten Gesamtfangmengen werden unter den EU-Staaten in Form nationaler Quoten verteilt. Wenn das erlaubte Kontingent ausgeschöpft wurde, muss das jeweilige Land seinen Fischfang in diesem Bereich vorübergehend einstellen. Als Bestand gilt der Fisch in einem bestimmten Meeresgebiet.

Die Quoten für die Nordsee waren nach einer jüngst vorangegangenen Einigung mit Norwegen über gemeinsam befischte Gebiete weitgehend unstrittig. Im Atlantik sind die Fangmengen oft umkämpft, vor allem Fischereinationen wie Spanien oder Frankreich verhandeln hart. Für Deutschland sind vor allem die Nordsee-Quoten wichtig. Über die Ostsee-Quoten hatten sich die EU-Staaten im Oktober verständigt.

Umweltorganisationen haben in der Vergangenheit nicht nur die Quoten, sondern auch Fangmethoden kritisiert. Hier wurde nun nachgebessert. Schleppnetze, die Fischer über den Boden ziehen, dürfen nicht mehr so oft eingesetzt werden.

Verbraucher bieten die Organisationen Hilfestellung beim Fischeinkauf an. Welche Arten sind in welchen Beständen gefährdet? Handelt es sich um einen Wildfang oder um einen Fisch aus einer Aquakultur? Vergleicht der Verbraucher die Produktangaben vom Händler oder auf der Verpackung mit dem Fischratgeber, kann er sich schnell vergewissern, ob der Fischbestand aus Sicht der Umweltschützer bedroht ist.

Den Einkaufs-Guide gibt es sogar als App für das Smartphone. Ein Beispiel: Unter "F" findet sich die Forelle, rot hinterlegt. Generell ist der Bestand also bedroht. In einem grünen Kästchen darunter findet der Verbraucher die Ausnahmen: Wer Forelle ohne schlechtes Gewissen essen möchte, kauft eine Bach- oder Regenbogenforelle aus einer Aquakultur. Bei Shrimps und Garnelen leuchtet das Feld ebenfalls rot. Nicht bedrohte Alternativen sind Scampi und Eismeergarnelen aus dem Nordatlantik oder tropische Shrimps alias Black Tiger.

Vom Thunfisch rät der Greenpeace-Ratgeber grundsätzlich ab, einige Sorten hält er jedoch für vertretbar. Wer auf den Verzehr nicht verzichten will, sollte beim Fischhändler oder im Supermarkt zu Gelbflossenthunfisch und Skipjack aus dem Pazifik oder zu weißem Thunfisch greifen. Generell empfehlen Umweltorganisationen, beim Kauf von Fisch auf das MSC-Siegel zu achten. MSC steht für "Marine Stewardship Council" ("Marine Verwaltungsrat") und kennzeichnet Wildfisch aus bestands- und umweltschonender Fischerei. Das Globalg.a.p.-Siegel ist zudem ein Zeichen für Aquakultur.

(laha)
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