Stockholm Finanzmarkt-Ökonomen erhalten Wirtschafts-Nobelpreis

Stockholm · Gleich drei amerikanische Forscher werden geehrt. Einer von ihnen hält die Börsen für rational, der andere gerade nicht.

Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften wagte einen breiten Spagat: Sie verlieh den Wirtschafts-Nobelpreis an gleich drei Forscher. Alle drei haben die Finanzmärkte erforscht, doch zwei von ihnen vertreten genau entgegengesetzte Meinungen.

Eugene Fama (Jahrgang 1939, Universität Chicago) wurde berühmt mit seiner Theorie der effizienten Kapitalmärkte. Er vertritt die These, dass Finanzmärkte perfekt funktionieren und es zu keinen Spekulationsblasen kommt, wenn alle Marktteilnehmer (wie Aktienkäufer und -verkäufer) die gleichen Informationen haben. In einer solchen Welt kann ein einzelner Anleger auf Dauer den Markt nicht schlagen. Folglich ist es wenig rational, in einzelne Aktien zu investieren. Sinnvoller ist die Anlage in Aktien- oder Index-Fonds (ETF), die den Markt breit widerspiegeln.

Ganz anders Robert Shiller (Jahrgang 1946, Universität Yale). Er geht davon aus, dass die Akteure oft aus dem Bauch heraus handeln ("animal spirits" haben), weshalb Kapitalmärkte gerade nicht rational sind. Damit kommt es zwangsläufig immer wieder zu Übertreibungen und Spekulationsblasen. Shiller befasst sich vor allem damit, wie man Krisen rechtzeitig erkennen kann. Unter anderem entwickelte er einen Index zu den Hauspreisen in den USA. Und dieser Index zeigte vor Jahren tatsächlich früh die Überhitzung des US-Immobilienmarktes und damit den Beginn der Finanzmarktkrise an. Das machte Shiller zu einem populären Auguren jener Krise, die 2007 die USA heimsuchte und nach der Pleite der Lehman-Bank die ganze Welt infizierte. Das brachte ihm den Spitznamen "Dr. Doom" ("Dr. Untergang") ein.

Der dritte gestern ausgezeichnete Forscher, Lars Peter Hansen (Jahrgang 1952, Universität Chicago) schließlich lieferte das methodische Rüstzeug (eine spezielle statistische Methode), um die Entwicklung auf den Finanzmärkten zu analysieren.

Man kann das Votum des Nobel-Komitees durchaus als Zeichen von Entscheidungsschwäche interpretieren: Wer alle Denkschulen zu einem Thema auszeichnet, macht nichts falsch. Zugleich zeigt sich erneut, dass Ökonomie keine exakte Wissenschaft ist. Es gibt plausible und unplausible Theorien, aber keine wahren und falschen.

(RP)
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