Volkswirte und Konjunkturforscher Zahl der Arbeitslosen sinkt auf 2,805 Millionen

Nürnberg · Die Zahl der Arbeitslosen sinkt weiter - das Tempo des Aufschwungs hat sich aber im Juni weiter verlangsamt. Nur noch um 50.000 ging die Zahl der Erwerbslosen im Vergleich zum Vormonat zurück - deutlich weniger als im Schnitt der vergangenen drei Jahre.

Die wichtigsten Urteile zu Hartz IV
Infos

Die wichtigsten Urteile zu Hartz IV

Infos
Foto: ddp, ddp

Der deutsche Jobaufschwung verliert weiter an Tempo. Die seit einigen Monaten zu beobachtende Tendenz habe sich auch im Juni fortgesetzt, berichteten Volkswirte deutscher Großbanken und Konjunkturforscher in einer dpa-Umfrage.

Nach ihren Berechnungen gab es im Juni 2,805 Millionen Arbeitslose; dies wären nur noch 50.000 weniger als im Mai; der Rückgang würde damit deutlich geringer ausfallen als im Schnitt der vergangenen drei Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr gab es nur noch 90.000 weniger Erwerbslose. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Donnerstag bekanntgeben.

Ziehe man die jahreszeitlichen Effekte ab, hat den Fachleuten zufolge im Juni sogar Stillstand auf dem Arbeitsmarkt geherrscht. Die saisonbereinigte Erwerbslosigkeit liege etwa auf dem Vormonats-Niveau. Dies zeige, dass es am Schub der Konjunkturlokomotive fehle, machten die Fachleute deutlich.

Als Hinweis auf den sich abschwächenden Jobaufschwung sehen die von dpa befragten Experten auch die sinkende Nachfrage nach Arbeitskräften. Nach Erkenntnissen der BA sank die Zahl der offenen Stellen im Juni auf den niedrigsten Stand seit gut einem Jahr.

"Angesichts der Eintrübung der Konjunkturprognosen zeigen sich die Unternehmen offensichtlich vorsichtiger, was weitere Neueinstellungen angeht", kommentierte die BA die aktuelle Entwicklung. Trotz des leichten Rückgangs im Juni liege die Kräftenachfrage aber noch immer über dem Rekordwert des 2007er Booms, gibt die BA zu bedenken.

Wachsende Konjunkturskepsis beobachten auch Fachleute. "Der Aufschwung am Arbeitsmarkt erlahmt, weil die Belastung durch die Euroschuldenkrise derzeit doch sehr ausgeprägt ist", urteilt etwa der Arbeitsmarktexperte der Allianz, Rolf Schneider. Zudem litten Unternehmen unter dem schwächeren Export in kriselnde Euro-Länder.
"Der Auftragseingang aus dem Euro-Raum ist in den letzten drei Quartalen um rund 15 Prozent gesunken", gibt Schneider zu bedenken.

Auch nach Einschätzung von Steffen Henzel vom Münchner Ifo-Institut ist inzwischen die Dynamik am Arbeitsmarkt abgeflacht. Neben der Exportschwäche mache sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt auch die Zuwanderung aus den kriselnden EU-Ländern bemerkbar.

Mit einer Trendumkehr oder einer handfesten Krise auf dem Arbeitsmarkt rechnet allerdings kaum einer der Fachleute. "Der Trend zu einer weiteren Erholung des Arbeitsmarktes ist weiter intakt, der Weg in den Sommermonaten wird aber etwas holpriger", meint etwa Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort