Paypal immer beliebter Wie die Deutschen beim Online-Kauf zahlen

Düsseldorf · Paypal hat als Zahlungssystem mit dem Kauf auf Rechnung gleichgezogen. Deutlich dahinter folgen Lastschrift und Kreditkarte. Im stationären Handel werden nicht mal mehr 40 Prozent des Umsatzes mit Bargeld gemacht.

 ARCHIV - 29.07.2020, Baden-Württemberg, Ravensburg: Die Applikation von PayPal ist auf einem Mobilfunkgerät zu sehen, das ein Mann in der Hand hält. (zu dpa: "Elterngeld, Paypal, Wahl-O-Mat: Das ändert sich im September") Foto: Felix Kästle/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 29.07.2020, Baden-Württemberg, Ravensburg: Die Applikation von PayPal ist auf einem Mobilfunkgerät zu sehen, das ein Mann in der Hand hält. (zu dpa: "Elterngeld, Paypal, Wahl-O-Mat: Das ändert sich im September") Foto: Felix Kästle/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Felix Kästle

Bei seiner Einschätzung zum Zahlungsverhalten der Deutschen bei Onlinekäufen ist sich Horst Rüter sicher. „An Paypal kommt man als Händler kaum noch vorbei“, sagt der Leiter des Forschungsbereichs Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung beim Kölner Handelsforschungsinstitut EHI Retail. Rüter ist Autor der Studie „Online-Payment 2022“. Ein wesentliches Ergebnis dieser Studie: Die Beliebtheit von Paypal als Zahlungsmittel beim Shoppen im Netz wächst rasant. Mittlerweile werden mehr als 28 Prozent aller Umsätze auf diesem Weg bezahlt. Und damit liegt der Dienst beinahe gleichauf mit dem Kauf auf Rechnung. Der dominierte über Jahre hinweg beim Online-Einkauf, hat im vergangenen Jahr aber weitere zwei Prozentpunkte Marktanteil einbüßte. Auf Platz drei der umsatzstärksten Zahlungsarten im E-Commerce lag 2021 das gute alte Lastschriftverfahren mit 17,4 Prozent, auf Platz vier folgt die Kreditkarte mit 11,4 Prozent Anteil.

Dass Dienste wie Google Pay und Apple Pay in dieser Betrachtung kaum Bedeutung haben, hat einen einfachen Grund: „Sie haben online deshalb noch einen so geringen Marktanteil, weil sie als Mobilbezahllösungen ursprünglich für den Einsatz im stationären Handel konzipiert wurden, sich dort auch bereits etabliert haben und erst nach und nach in Online-Shops aufgeschaltet werden“, erklärt Rüter.

 Paypal dagegen ist längst etabliert, hat 2021 mehr als drei Prozentpunkte Anteil zugelegt, binnen zwei Jahren sogar acht. Zieht man Umsätze im Online- und im stationären Handel zusammen, werden über den Bezahldienst schon mehr als fünf Prozent der rund 530 Milliarden Euro Jahresumsatz beglichen. Wobei der Einsatz im Ladenlokal noch sehr begrenzt ist. Aber auch da ist der Zahlungsweg teils schon offen. Beispiele: „Bei Netto kann Paypal in der App als ein Zahlungsmittel hinterlegt werden, außerdem bieten es beispielsweise auch Tankstellenketten wie Avia, HEM, Westfalen und andere beim Bezahlen an der Zapfsäule an“, so Rüter.

Zurück zum Internet. Dort verliert Kaufen auf Rechnung oder mit Ratenzahlungen an Bedeutung. Was auch im Sinne von Verbraucherschützern ist. Denn wer viel im Netz kauft, aber regelmäßig erst später bezahlt, verliert womöglich irgendwann den Überblick über das, was noch zu begleichen ist. Sprich: Er oder sie sitzt dann in der Schuldenfalle. Manche haben auf dem Weg schon fünfstellige Beträge an Verbindlichkeiten angehäuft und wissen irgendwann nicht mehr, wie sie alles bezahlen sollen. Die Gefahr wächst, weil manche Online-Anbieter heute sehr aggressiv mit dem Slogan „Buy now, pay later“ („Kaufe jetzt, bezahle später“) werben.

Im gesamten Einzelhandel – also online und stationär zusammen – dominiert beim Zahlen die Girocard, die, was die Höhe der Umsätze angeht, das Zahlen mit Bargeld immer stärker verdrängt. Was auch damit zusammenhängt, dass größere Summen eben eher bargeldlos bezahlt werden – beim Kleidungskauf beispielsweise oder beim Kauf einer Waschmaschine oder bei anderen größeren Anschaffungen. Euro-Scheine und Cent-Münzen dominieren zwar noch das Bezahlen im rein stationären Handel mit einem Marktanteil von etwa 38 Prozent, aber auch hier ist der Abrieb des Marktanteils absehbar. „Bargeld lacht“ hat in der Pandemie zunehmend an Bedeutung verloren, weil die Menschen aus hygienischen Gründen immer mehr kontaktlos zahlen wollten und vom Handel dazu auch ausdrücklich ermuntert wurden. Folgerichtig liefen laut EHI, das dazu eine weitere Studie unter dem Titel „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2022“ erstellt hat, auch im Lebensmittelhandel große Teile des Umsatzes über Kartenzahlungen. Etwa 78 Prozent seien es bei den SB-Warenhäusern gewesen, gar 87 Prozent bei den Drogeriemärkten, heißt es. Der Trend wird sich unabhängig von der Corona-Entwicklung auch nicht mehr umkehren. „Zahlungen mit Bargeld werden in den kommenden Jahren pro Jahr ein bis zwei Prozentpunkte Marktanteil verlieren“, schätzt Rüter. Was allerdings auch dem Abbau des Bargeldanteils schon vor dem Ausbruch der Pandemie entspricht.

Und es hängt eben mit dem unaufhaltsamen Trend zum Einkauf im Internet zusammen. Das Online-Geschäft machte im vergangenen Jahr schon fast 19 Prozent aller Umsätze im Einzelhandel aus. Das Shoppen im Netz hat mittlerweile fast jeder für sich entdeckt.

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