Konjunkturklima Weltwirtschaft berappelt sich - wenn auch langsam

Berlin · Die Konjunktur gewinnt weltweit nur zögerlich Fahrt. Das vom Ifo-Institut gemessene Wirtschaftsklima hellte sich nach zwei Rückgängen in Folge im ersten Quartal 2012 wieder etwas auf.

2012: Damit rechnen die Branchen
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Foto: dapd, Mario Vedder

Während aus den USA positive Signale kommen, zeichnet sich in Asien eine Abkühlung ab. In Westeuropa veränderte sich das Wirtschaftsklima laut der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage unter mehr als 1100 Experten kaum.

Trotz Schuldenkrise könnte die Euro-Zone mit einem blauen Auge davonkommen: Wie die EZB in einer Umfrage unter Beobachtern ihrer Geldpolitik ermittelte, droht nur eine milde Rezession.

Deutschland kommt mit blauem Auge davon

Deutschland wird sich nach Ansicht der hiesigen Arbeitgeber in diesem Jahr weit besser schlagen. "Ich halte eine konjunkturelle Entwicklung mit einem Wachstum in der Größenordnung von bis zu 1,2 Prozent durchaus für möglich", sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt in Berlin. Diese Prognose lässt aufhorchen, da sie weit optimistischer als die Vorhersage vieler Experten ausfällt. Die Fachwelt rechnet nur mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 0,5 und 0,8 Prozent für 2012. Auch die Regierung ist mit einer Schätzung von plus 0,7 Prozent erheblich zurückhaltender als Hundt.

Schwaches Minus für die Euro-Zone

Die EZB-Beobachter rechnen für die Euro-Zone mittlerweile nur noch mit einem Minus von 0,1 Prozent beim BIP. Die Analysten sind damit optimistischer als der Internationale Währungsfonds, der ein Minus von 0,5 Prozent veranschlagt. Noch im November hatten die Beobachter allerdings ein Wachstum von 0,8 Prozent vorhergesagt.

Als Gründe für die Skepsis nannten die Befragten "die zusätzlichen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung in vielen Euro-Ländern, eine weitere Verschärfung der Kreditvergabebedingungen, das geringere Vertrauen sowie eine allgemein erhöhte Unsicherheit". 2013 wird sich die Wirtschaft in den Staaten der Währungsgemeinschaft dann der Prognose zufolge wieder berappeln und um 1,1 Prozent wachsen. Doch die Vorhersagen sind nicht in Stein gemeißelt: "Die Risiken, mit denen diese Wachstumserwartungen behaftet sind, gelten für 2012 als nach oben und für 2013 als nach unten gerichtet", heißt es im Monatsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB).

Weltwirtschaft noch nicht über den Berg

Das vom Ifo-Institut berechnete Wirtschaftsklima in Westeuropa lässt noch keine durchgreifende Verbesserung erkennen. "Während sich die aktuelle Wirtschaftslage im Vergleich zum letzten Quartal 2011 weiter eintrübte, hellten sich die Erwartungen für die kommenden sechs Monate zwar etwas auf, signalisieren jedoch nach wie vor Skepsis", erklärte Ifo-Chef Werner Sinn. Er verwies zudem darauf, dass das Barometer für das Weltwirtschaftsklima trotz des jüngsten Anstiegs mit 82,4 Punkten noch deutlich unter seinem langfristigen Durchschnitt liegt. "Für die Verbesserung waren ausschließlich die etwas weniger pessimistischen Erwartungen für die nächsten sechs Monate verantwortlich", betonte Sinn. Die gegenwärtige Lage beurteilten die Experten aus 120 Ländern dagegen etwas schlechter als zuletzt. "Die Ergebnisse belegen die weiterhin schwierige Situation der Weltwirtschaft", erklärte Sinn.

Die Wirtschaftsleistung in den 17-Euroländern war Ende 2011 vor allem wegen der Schuldenkrise um 0,3 Prozent geschrumpft und damit erstmals seit Mitte 2009 in den roten Bereich geraten. Mit der laufenden konjunkturellen Abkühlung können die Verbraucher in der Euro-Zone jedoch immerhin auf nachlassenden Preisdruck hoffen: Für dieses Jahr erwarten die EZB-Beobachter im Jahresdurchschnitt eine Inflationsrate von 1,9 Prozent, womit die Stabilitätsgrenze der EZB von knapp zwei Prozent wieder eingehalten würde. Die Arbeitslosenquote wird nach Einschätzung der Analysten 2012 in der Euro-Zone bei 10,6 Prozent liegen und nächstes Jahr auf diesem Niveau verharren.

In Deutschland läuft der Arbeitsmarkt noch rund: Trotz schrumpfender Wirtschaft ist die Zahl der Beschäftigten Ende 2011 auf einen Rekordwert gestiegen. Im vierten Quartal gab es rund 41,6 Millionen Erwerbstätige - 560.000 Personen oder 1,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dies ist der höchste Stand seit der Wiedervereinigung.

(REU)
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