Die Folgen der Finanzmisere Was uns die Griechen kosten

Berlin/Athen (RP). Die Folgen der Krise Griechenlands werden auch Deutschland noch viele Jahre belasten. Deutschlands Anteil an Garantien und Bürgschaften beträgt 8,4 Milliarden Euro. Doch Experten warnen: "Dabei wird es nicht bleiben." Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur griechischen Staatskrise:

Was der Notfallplan beinhaltet
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Foto: AFP

Wie viel Geld braucht Griechenland?

Griechenland muss bis zum 9. Mai 8,5 Milliarden Euro umschulden. Die Finanzmärkte strafen griechische Anleihen derzeit aber mit zweistelligen Zinsaufschlägen ab, die Kreditwürdigkeit ähnelt der von Entwicklungsländern. Bis Ende 2012 muss das Land etwa 130 Milliarden Euro neue Darlehen aufnehmen.

Deshalb sollen EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Krediten zu festen Zinsen aushelfen. Gesamtvolumen: 45 Milliarden Euro, davon stammen 30 Milliarden Euro von EU-Staaten. Deutschland ist als Hauptfinanzier mit Bürgschaften und Garantien von bis zu 8,4 Milliarden Euro dabei. Das EU-Paket reicht nach Expertenschätzungen nicht. "Das Geld der EU hilft nur kurzfristig", sagt Allianz-Chef-Volkswirt Michael Heise. Weitere Milliarden dürften folgen.

Wie soll die Hilfe aussehen?

Der IWF zahlt zusammen mit EU-Staaten direkt Kredite an Griechenland aus. Zehn Tage brauche man für diese Konstruktion, so der IWF. In Deutschland soll die staatseigene Bank KfW Darlehen für Griechenland an den Kapitalmärkten aufnehmen.

Muss es ein Griechenland-Gesetz geben?

Ja. Bundestag und Bundesrat sollen nach dem Willen von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im Eilverfahren ein Gesetz durchpeitschen, das die KfW zu der Kreditaufnahme ermächtigt. So war es auch schon beim Bankenrettungspaket im November 2009.

Die Regierung will SPD und Grüne zur Zustimmung bewegen, um eine möglichst große Allianz für die unpopuläre Griechenland-Hilfe zu organisieren. SPD-Fraktionschef Steinmeier forderte eine "gründliche Debatte", stellte sich aber grundsätzlich hinter die Hilfszusage. Bis Mitte Mai könnte das Gesetz passiert sein.

Muss Griechenland noch schärfer sparen?

Ja, und das wird schwierig. Das Sparprogramm von Griechenlands Premier Papandreou sieht bereits Gehalts- und Pensionskürzungen und massive Einschnitte im sozialen Bereich vor. Die Proteste in der Bevölkerung, etwa bei den Gewerkschaften, sind groß.

Kann Griechenland aus der Euro-Zone austreten?

Ja, ein freiwilliger Austritt aus der Währungsunion, wie ihn etwa die CSU fordert, ist möglich. Bei einem Austritt müsste Griechenland eine Währungsreform durch- und die Drachme wieder einführen. Die Währung würde im Vergleich zum Euro abgewertet. "Ein Austritt wäre für die Griechen unendlich teuer", sagt Paul Welfens, Ökonomieprofessor in Wuppertal und Präsident des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen.

Steigen nun die Zinsen?

Viele gehen von einem stärkeren Anstieg der Zinsen insgesamt aus. Wissenschaftler Welfens rechnet damit, dass allein durch die Krise Griechenlands die Zinsen dieses Jahr um 0,5 Prozentpunkte und auf Zweijahressicht um 1,0 Prozentpunkte steigen werden. "Der Zinsanstieg ist der eigentliche Preis der Griechenlandkrise. Vor allem für den Mittelstand, der kurzfristig finanziert ist, und der bald teuer nachfinanzieren muss, wird das negative Folgen haben", sagt Wissenschaftler Welfens.

Sind deutsche Banken in Gefahr?

Deutsche Kreditinstitute sind mit rund 43 Milliarden Euro in Griechenland engagiert. Bei einer Wert-Herabsetzung der Schulden hätten sie hohe Verluste zu verkraften. "Besonders die vom Staat gerettete Bank HRE ist in Griechenland engagiert, bei einem Zahlungsaufschub käme auf Deutschland nochmal etwas zu", sagt Gernot Nerb, Leiter Branchenforschung beim Wirtschaftsforschungs-Institut Ifo.

Sind griechische Staatsanleihen eine lukrative Geldanlage?

Eine Rendite von zehn Prozent ist verlockend, doch: "Ich würde einem Privat-Anleger die Papiere derzeit nicht empfehlen", sagt Nerb. "Das ist nur was für Mutige. Die dürfen sich später nicht beschweren, wenn das Geld ausbleibt." Die hohe Verzinsung sei der Preis für das hohe Risiko, warnt der Ifo-Experte. Zehn Prozent seien auch eine Risikowarnung an Anleger.

(RP)
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