Angst um das Geld Was der Fall Zypern für deutsche Sparer bedeutet

Nikosia/Berlin · Die Zahl spricht Bände: 67 Prozent der Deutschen machen sich Sorgen um ihr Erspartes. Auch, weil die dramatische Rettungsaktion für Zypern gezeigt hat, dass sich das Geld auf dem Konto im Krisenfall von einem auf den anderen Tag in Luft auflösen kann. Der Vertrauensverlust ist immens.

Die wichtigsten Punkte des Zypern-Pakets
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Foto: dpa, pt

Die Zahlen der aktuellen Umfrage von Stern und RTL haben es in sich: Laut Umfrage vertrauen 54 Prozent der Deutschen nicht der Zusage von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die Spareinlagen in Deutschland seien sicher. Nur 41 Prozent schenken ihrer Garantie Glauben — nicht einmal jeder Zweite.

Über die Ursachen für die wachsende Skepsis der Deutschen schweigt sich die Umfrage aus. Doch das Misstrauen — so viel ist sicher — ist gesät. "Es ist eine Vertrauenskrise entstanden bei Kleinsparerinnen und Kleinsparern, auch über Zypern hinaus", konstatiert auch die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt.

Der Nebensatz: "Auch über Zypern hinaus"

Verursacht hat die Verunsicherung der Rettungsplan, der vor einer Woche stürmische Proteste in ganz Zypern auslöste: Die Euro-Retter wollten sämtliche zyprische Bankkunden mit einer Zwangsabgabe belegen. Das Konzept betraf in einem großen Rundumschlag die Kleinsparer genauso wie dubiose Großkunden, die Millionen von Schwarzgeld über zyprische Banken reinwaschen wollten. Später war sogar im Gespräch, die Rentenansprüche auszuplündern. Das Geld der Kleinsparer — einfach konfisziert. Zypern gilt seitdem als Präzedenzfall.

Entsprechend erleichtert zeigten sich die Banken darüber, dass auf Kleinsparer in Zypern anders als ursprünglich geplant doch keine Einschnitte zukommen würden, sondern nur auf Anleger mit Einlagen von über 100.000 Euro. "Dies entspricht europäischen Richtlinien und ist ein wichtiges Signal an die Kleinsparer", sagt Uwe Fröhlich, Präsident des Genossenschaftsbanken-Verbandes BVR.

Wie sicher ist mein Geld bei der Bank?

Doch zeitgleich hat eben dieses Signal an die Kleinsparer fatale Nebeneffekte. Die Saat des Zweifels ist ausgesät. Und nun fragen sich Bankkunden europaweit: Wie sicher ist mein Geld?

Die reichen Anleger aus Großbritannien oder Russland haben durch die Beschlüsse aus Brüssel Millionen verloren. Ihr Vertrauen in die Sicherheit von Anlagen dürfte vollständig verloren sein.

Und auch andernorts in Europa macht sich die Erkenntnis breit: Auf Spar- oder Tagesgeldkonten angelegtes Geld ist womöglich nicht so sicher wie bislang gedacht. "Privatkunden wird mit Zypern plastisch vor Augen geführt, dass Tages- und Festgelder mitnichten sichere Geldanlagen sind", erklärt der Vermögensberater Marc-Oliver Lux gegenüber Welt-Online.

Viele Bankkunden sitzen einem Irrtum auf

Fachleute weisen in diesem Zusammenhang auf einen weit verbreiteten Irrtum hin: Viele gehen davon aus, dass eine Bank das Geld ihrer Kunden quasi treuhänderisch im Safe verwahrt und dafür auch noch Zinsen zahlt. Tatsächlich aber handelt es sich bei Bankeinlagen genau genommen um einen Kredit des Privatkunden an die Bank. Für das Verleihen seines Geldes erhält er von der Bank Zinsen.

Um Kunden zu schützen, gibt es in Deutschland die gesetzlich verfügte Einlagensicherung. Sie reduziert das Risiko allerdings nur zu einem Teil, denn geschützt sind nur Einlagen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Person. Allerdings ist diese Einlagensicherung nur als Sicherheit für die Pleite eines einzelnen Instituts gedacht.

Was Anleger tun können

Bankkunden in Deutschland müssen wegen der Erfahrungen aus Zypern nicht in Panik ausbrechen. Deutsche Banken gelten in einem schwierigen Umfeld noch immer als sicher. Doch Vorkehrungen gegen das Undenkbare zu treffen, scheint vor diesem Hintergrund ebenso angemessen.

So dürfte sich etwa eines der wichtigsten Prinzipien für eine sichere Geldanlage auch hier bewähren: Sein Vermögen sollte man auf mehrere Säulen verteilen, um das Risiko zu nivellieren. So empfiehlt es sich etwa, sein Geld auf Konten bei mehreren Banken zu verteilen. Die Einlagensicherung für 100.000 Euro gilt für jedes Institut einzeln.

Auch Aktien oder Anleihen stehen in neuem Licht da. Denn im Fall von Wertpapierdepots ändert sich die rechtliche Grundlage. Hier verwahrt die Bank tatsächlich nur Vermögen, das Risiko verlagert sich auf den Erfolg und Misserfolg des Unternehmens. Auf Bankkonten, so Experten, sollte nur noch eine Notfallreserve liegen.

(pst)
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