Zahlen für 2011 Verbraucherpreise steigen um 2,3 Prozent

Wiesbaden · Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Jahresdurchschnitt 2011 gegenüber 2010 um 2,3 Prozent gestiegen. Insbesondere Steigerungen bei Energie- und Kraftstoffpreisen trugen dazu bei.

Was Inflation konkret bedeutet
Infos

Was Inflation konkret bedeutet

Infos
Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Energie hat das Leben in Deutschland 2011 deutlich verteuert. Die Inflation lag im Jahresschnitt bei 2,3 Prozent und damit gut doppelt so hoch wie 2010 mit 1,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Der höchste Preisschub seit 2008 geht vor allem auf teure Haushaltsenergie und teures Tanken zurück.

Die Verbraucher können aber etwas aufatmen, denn der Preisdruck lässt seit einigen Monaten deutlich nach. Seit dem Drei-Jahres-Hoch im September von 2,6 Prozent fiel die Rate bis auf 2,1 Prozent im Dezember und damit auf den tiefsten Stand seit März. "Der Anstieg der Verbraucherpreise hat wohl bereits seinen Höhepunkt gesehen", sagte WestLB-Experte Jörg Lüschow. Die Bundesbank erwartet für 2012 nur noch eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,8 Prozent.

Im zu Ende gehenden Jahr hat vor allem Energie für Schub gesorgt - nicht zuletzt im Zug der anfangs boomenden Konjunktur. "Im gesamten Verlauf des Jahres 2011 wurde die Teuerung maßgeblich durch starke Preiserhöhungen bei Haushaltsenergie und Kraftstoffen bestimmt", erklärten die Statistiker. In jedem Monat lag die Teuerungsrate noch über der Marke von 2,0 Prozent, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) von stabilen Preisen spricht.

Verbraucher spüren Preisanstieg teils verspätet

Während die Verbraucher den Preisschub etwa an der Zapfsäule sofort gespürt haben, kommt einiges nur verzögert an. "Bei Kostensteigerungen von Dienstleistern wie Friseuren dauert es oft bis zu zwei Jahren, bis es bei den Konsumenten ankommt", sagte Postbank-Ökonom Heinrich Bayer. Deshalb geht er zwar davon aus, dass die Jahresrate in den nächsten Monate zurückgeht. "Dauerhaft unter die Zwei-Prozent-Marke rutschen wir aber wohl nicht."

Grund für den geringeren Preisdruck ist vor allem die bevorstehende Konjunkturflaute. Denn für Unternehmen dürfte es schwieriger werden, im Abschwung höhere Preise durchzusetzen. Ökonomen sagen der deutschen Wirtschaft für 2012 nur noch ein Mini-Wachstum von rund einem halben Prozent voraus, nach etwa drei Prozent in diesem Jahr. Pessimisten schließen eine Rezession nicht aus.

Eine geringere Inflation dürfte auch dem privaten Konsum zugutekommen, der wegen der Exportschwäche im nächsten Jahr eine stärkere Säule des Wachstums werden soll.

Expertin: Höhere Inflation erst langfristig

Auf Sicht von ein bis eineinhalb Jahren sieht Commerzbank-Analystin Ulrike Rondorf kaum Inflationsrisiken. Dies drohe allerdings langfristig: "Denn die EZB wird aus Rücksicht auf die Probleme der Peripherieländer für lange Zeit eine für Deutschland zu expansive Geldpolitik verfolgen." Unter EZB-Chef Mario Draghi hatten die Währungshüter die Zinserhöhungen von Anfang des Jahres zuletzt wieder zurückgenommen und den Leitzins im Dezember auf ein Rekordtief von ein Prozent geschleust.

In Deutschland stiegen die Preise von November auf Dezember die Preise im Schnitt um 0,7 Prozent. Hauptgrund ist wie in der Weihnachtszeit üblich, dass im Gastgewerbe und im Tourismus die Preise über die Feiertage kräftig anziehen. Pauschalreisen verteuerten sich in mehreren Bundesländern um rund ein Fünftel, Mieten für Ferienwohnungen in Hessen lagen gut 67 Prozent höher als im Vormonat.

Die endgültigen Ergebnisse für das Jahr 2011 will das Bundesamt Mitte Januar veröffentlichen.

(APD/AFP/REU)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort