Ende lockerer Geldpolitik US-Notenbank deutet bevorstehende Drosselung ihrer Wertpapierkäufe an

Die steigende Inflationsrate setzt die US-Notenbank unter Druck. Die Konjunktur brummt, aber der Arbeitsmarkt schwächelt weiter. Doch nun deutet die Zentralbank eine Ende der extrem lockeren Geldpolitik an.

 Der Hauptsitz der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in Washington.

Der Hauptsitz der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in Washington.

Foto: dpa/Pablo Martinez Monsivais

Angesichts der Erholung der US-Wirtschaft von der Corona-Krise hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine mögliche Drosselung ihrer milliardenschweren Wertpapierkäufe in Aussicht gestellt. Die Zentralbank werde das Programm bei ihren „kommenden Sitzungen“ mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung prüfen, erklärte die Fed am Mittwoch. Gleichzeitig bemühte sich die Notenbank, Befürchtungen vor einer steigenden Inflationsrate zu zerstreuen. Der Leitzins bleibt dabei weiter in der niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent, um Konjunktur und Arbeitsmarkt zu stützen.

Zentralbankchef Jerome Powell räumte ein, die Inflationsrate sei zuletzt stark angestiegen und werde wohl auch „in den kommenden Monaten“ noch über dem Fed-Ziel von rund zwei Prozent liegen. Der Preisanstieg sei aber durch „vorübergehende Faktoren“ der Erholung nach der Corona-Krise begründet und werde wieder nachlassen, sagte Powell. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise im Juni etwa um 5,4 Prozent. Das war die höchste Rate seit August 2008.

Die Inflationsrate werde mittelfristig wieder sinken, prognostizierte Powell. Falls die Inflation doch längerfristig über dem Ziel von durchschnittlich zwei Prozent liegen sollte, würde die Fed ihre „Werkzeuge“ nutzen, um die Preisstabilität zu garantieren, sagte Powell. Um die Inflation zu bremsen, könnte die Notenbank zum Beispiel den Leitzins erhöhen und damit die Konjunktur dämpfen.

Die US-Wirtschaft werde in diesem Jahr so stark wachsen wie seit Jahrzehnten nicht mehr, sagte Powell. Das Wachstum sei zum Teil auch schlicht ein Aufholeffekt nach dem Wirtschaftseinbruch im vergangenen Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft soll Schätzungen zufolge in diesem Jahr um rund 7 Prozent wachsen. Auf dem Arbeitsmarkt müssten weitere Fortschritte erzielt werden, um das von der Fed angestrebte Ziel der Vollbeschäftigung zu erreichen, betonte Powell. Die Arbeitslosenquote ist mit 5,9 Prozent immer noch deutlich höher als vor der Corona-Pandemie. Anfang 2020 lag die Quote bei 3,5 Prozent, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

In Bezug auf den weiteren Ankauf von Wertpapieren versicherte Powell, die Notenbank werde alle Marktteilnehmer rechtzeitig vorab über die weiteren Schritte informieren. Die Mitglieder des Zentralbankrats hätten bei ihrer turnusgemäßen Sitzung erörtert, wie das Programm angepasst werden könne, inklusive die „Höhe und Zusammensetzung“ der Ankäufe, sagte Powell. Es gebe aber noch keine Entscheidung. Die Voraussetzung für eine Drosselung des Programms sei, dass die US-Wirtschaft „erhebliche Fortschritte“ gemacht habe. Bislang hat die Wirtschaft der Fed zufolge nur „Fortschritte“ gemacht. Die Notenbank stehe daher weiter bereit, die Wirtschaft „mit der vollen Bandbreite an Instrumenten“ bei der Erholung von der Krise zu unterstützen.

Die Fed kauft monatlich für rund 80 Milliarden Dollar Staatsanleihen sowie hypothekengesicherte Wertpapiere im Wert von 40 Milliarden Dollar. Das im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise beschlossene Programm soll die Liquidität der Finanzmärkte verbessern und die Bereitstellung von Krediten für Haushalte und Firmen erleichtern. Falls die Fed das Programm in den kommenden Monaten tatsächlich zurückfahren sollte, wäre das die erste große Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik seit der Corona-Krise.

(ahar/dpa)
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