Holpriger Start für soziales Netzwerk US-Börsenaufsicht prüft Pannen um Facebook

New York · Facebook sollte nicht nur einer der größten, sondern auch einer der glanzvollsten Börsengänge aller Zeiten werden. Daraus wurde nichts. Nun befasst sich zudem die US-Börsenaufsicht mit den Pannen der Technologiebörse Nasdaq.

Facebook: Die Gewinner vom Rekord-Börsengang
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Facebook: Die Gewinner vom Rekord-Börsengang

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Foto: afp, ROBYN BECK

Einige Investoren, die beim Handelsstart am Freitag Aktien gekauft hatten, wussten stundenlang nicht, ob ihre Kauforder durchgeführt worden war. Die Nasdaq teilte um die Mittagszeit mit, sie untersuche "ein Problem bei der Zustellung von Ausführungsnachrichten" für Facebook-Aktien.

Ein Sprecher der Aufsichtsbehörde erklärte am Freitag, der Vorfall werde geprüft, "um die Ursache festzustellen und über erforderliche Schritte zu entscheiden". Technische Pannen hatten bereits den Handelsstart um eine halbe Stunde verzögert. Statt um elf Uhr (Ortszeit), gab es erst um 11.32 Uhr den ersten Kurs.

Bei Facebook selbst fielen die Aktien offenbar nur dank massiver Stützungskäufe durch die beteiligten Banken nicht unter den Ausgabekurs von 38 Dollar. Am Ende eines nervenaufreibenden Handels schloss die Aktie am Freitag lediglich 23 Cent höher. Der glanzlose Handelsauftakt von Facebook belastete den ganzen Aktienmarkt, besonders aber andere Internetfirmen.

Zynga verliert 13 Prozent

Das berufliche Online-Netzwerk LinkedIn büßte sechs Prozent ein, das Schnäppchenportal Groupon und das Internetradio Pandora verloren jeweils sieben Prozent und der enge Facebook-Partner und Spieleentwickler Zynga 13 Prozent. Bei Zynga wurde der Handel sogar zweimal am Tage gestoppt, weil die Verluste so hoch waren.

Alle Genannten waren erst in den vergangenen Monaten an die Börse gegangen. Doch selbst der seit acht Jahren börsennotierte Internetriese Google konnte sich dem Negativtrend nicht entziehen und verlor drei Prozent, beim Branchenurgestein AOL lag das Minus bei einem Prozent.

Einzig Yahoo legte um drei Prozent zu. Nach einem Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg verhandelt das Unternehmen gerade mit seinem chinesischen Partner Alibaba über den Rückkauf eines Anteilspakets, was mehrere Milliarden in die Kasse spülen würde. Das scheint Yahoo vor dem Schicksal seiner Rivalen bewahrt zu haben.

Dabei hatte der Tag vielversprechend begonnen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg läutete aus der Firmenzentrale in Kalifornien die Eröffnungsglocke der US-Technologiebörse Nasdaq — angefeuert vom Jubel seiner Mitarbeiter. "Der Börsengang ist ein Meilenstein in unserer Geschichte", sagte Zuckerberg. "Doch eigentlich geht es um Folgendes: Unsere Mission ist es nicht, ein börsennotiertes Unternehmen zu sein. Unsere Mission ist es, die Welt offener und vernetzter zu machen."

16 Milliarden Dollar eingenommen

Kurz darauf musste Zuckerberg mit anschauen, wie Facebook mit Pannen in die Börsenkarriere startete. Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis der erste Kurs draußen war — für Börsianer eine Ewigkeit.

Der erste Kurs von Facebook lag bei 42 Dollar und damit gut zehn Prozent über dem Ausgabepreis, doch im weiteren Handelsverlauf konnte sich das Papier nicht halten. Facebook hatte in den vergangenen Wochen angesichts einer hohen Nachfrage mehrfach den Preis beziehungsweise die Zahl der Aktien hochgeschraubt.

Insgesamt nahmen das Unternehmen und seine Alteigentümer 16 Milliarden Dollar durch den Börsengang ein. Auch Zuckerberg hat einen Teil seiner Aktien verkauft, aber nur, um fällige Steuern zu begleichen. Der Gründer behält die Kontrolle über Facebook, weil er Aktien mit besonders vielen Stimmrechten besitzt.

Der Börsengang des sozialen Netzwerks ist der Höhepunkt einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Zuckerberg hatte Facebook zusammen mit Kommilitonen 2004 als digitales Jahrgangsbuch für Studenten auf die Beine gestellt. Schon im ersten Jahr zog das Netzwerk rund eine Million Nutzer an. Noch in diesem Jahr dürfte die Milliardenmarke geknackt werden.

Trotz der Irrungen und Wirrungen am ersten Tag dürfen sich Zuckerberg und die anderen Anteilseigner aber nicht beklagen: Der Gesamtwert von Facebook belief sich am Ende des Tages auf annähernd 105 Milliarden Dollar oder umgerechnet 80 Millionen Euro. Das ist mehr als die deutschen Traditionsunternehmen BMW, Deutsche Bank und Adidas zusammen kosten.

(dpa/dapd)
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